Delain "Interlude" / VÖ 03.05.2013
Nach
drei überaus erfolgreichen Alben haben sich Delain eine neue
Plattenfirma gesucht. Als Lebenszeichen und bevor wohl im Herbst das
nächste reguläre Album erscheint, servieren uns die Niederländer jetzt
mit "Interlude" erst einmal eine Art Mischling aus Live-Album und neuen
Songs, angereichert mit Cover-Versionen und alternativen Versionen
bekannter Songs.
Der Titel ist damit also sinnvoll gewählt, denn die vorliegende
Materialsammlung ist in der Tat ein Zwischenspiel - und zwar eines, an
dem die Fans gefallen finden werden. Den Live-Teil haben Charlotte
Wessels und ihre Jungs beim Genre-Festival "Metal Female Voices Fest"
in Belgien mitgeschnitten, wo man 2012 erstmals als Co-Headliner auf
die Bühne gehen durfte. Auf "Interlude" hat es genau die Hälfte des
Auftritts geschafft, nämlich sechs Songs. Darunter leider nicht die
Within Temptation-Coverversion "Deep Within" (mit George Oosterhoek,
Ex-Orphanage, als Grunter), dafür fünf Stücke vom letzten Longplayer
"We are the Others" und "Invidia" von "April Rain". Unter den
Coverversionen finden sich mit "Such a Shame" und "Smalltown Boy" zwei
eigentlich tot gespielte 80er Gassenhauer, die mir persönlich im Voraus
etwas Bauchschmerzen bereiteten ob ihrer Ausgelutschtheit.
Glücklicherweise ist auf Delain qualitativ (wie immer) Verlass, sodass
sich die Truppe insgesamt gut aus der Affäre zieht, was vor allem an
der herausragenden Gesangsvorstellung bei "Smalltown Boy" liegt.
Richtig begeistern kann dafür die dritte Coverversion, "Cordell" von
den Cranberries. Die wird in einer fantastischen Akustikversion
dargeboten und wirft einmal mehr ein überaus gutes Licht auf
Goldkehlchen Charlotte Wessels, die zwar - noch? - keine
Jahrhundertstimme wie Dolores O`Riordan hat, der Irin aber zumindest im
vorliegenden Fall alle Ehre macht, ohne dabei eine eigene Note
vermissen zu lassen. Und weil wir gerade so schön in schwelgerischer
Stimmung sind, soll noch auf die gelungene Pianoballadenversion von "We
are the Others" hingewiesen werden. Eigentlich ist zwar auch "Are you
done with me", abermals von der aktuellen Platte, ein Leckerbissen, da
sich der "Single Mix" aber nur marginal von der Albumversion
unterscheidet, hätte man sich den Song bei aller Wertschätzung hier im
Grunde sparen können. Bleiben noch die zwei neuen Studio-Tracks: Da
wäre zum einen das flüsternd eingeleitete "Breathe on me" das mit
seinem kraftvollen Refrain schön nach vorne geht und sich so als
schicker Midtempo-Stampfer präsentiert. "Collars and Suits" hält dann
etwas mehr Arbeit für Keyboarder Martijn Westerholt bereit, wobei auch
die Saitenfraktion etwas härter anschlagen darf, bevor der Song seinen
wiederholten Höhepunkt im hymnischen, Delain-typischen Chorus findet.
So richtig rund wird die Sache durch die beiliegende DVD, die neben
Material vom Metal Female Voices Fest und einer Backstage-Doku auch mit
vier Musikvideos ausgestattet wurde. Eine alte Schreiberfloskel bringt
es auf den Punkt: "Interlude" ist für Fans und Einsteiger gleichermaßen
interessant.
Markus Rutten - www.sounds2move.de