Dein Schatten "Das Ewige Eis" - Plattenkritik / VÖ 2004

Liegt es an der Stimme, die immer wieder ach so gewollt düster und böse aus den Boxen dröhnt, am rollenden R, das unweigerlich Assoziationen zu Rammstein und Witt hervorruft oder an den deutschen Texten, die ein ums andere mal holprig zusammen gezimmert und so eher pathetisch denn wirklich düster wirken? So richtig will der Funke bei Das ewige Eis von Dein Schatten auf jeden Fall nicht überspringen.

Hinter dem Ein-Mann-Projekt Dein Schatten verbirgt sich Dieter ‚bornzero‘ Bornschlegel, der mit Das ewige Eis sein Debütalbum vorlegt. Und Ein-Mann-Projekt ist in diesem Fall wirklich wörtlich zu nehmen: Alle Songs written, played, perfomed and mixed by Dieter Bornschlegel a.k.a. bornzero, dem ehemaligen Guru Guru / Atlantis-Gitarristen. Musikalisch spielt Bornschlegel auf das Ewige Eis mit verschiedenen Elementen – von EBM, Klassik, Gothic, Metal bis gitarrengeprägter Rock – und erinnert so, stellenweise vielleicht zu sehr, an bekannte Bands wie Das Ich, Megahertz, Unheilig oder Witt.

Dem tanzbar und eingängigen Dein Schatten folgt mit Schuld & Sühne ein gedämpfter und ruhiger Song, getragen von choralen Gesängen, Das Tier erinnert mit den treibenden Elektrobeats und dem Sprechgesang stark an Das Ich und ist durchaus dancefloor-tauglich. Gebrochen wird die Atmosphäre dann jedoch beim Titeltrack Ewiges Eis, der sich musikalisch äußerst monoton dahin schleppt und textlich all zu sehr ins Pathetische driftet: Jeder gegen Jeden den Rest der Welt kämpfen wir solang bis auch der Letzte fällt, extremes Jagen drauf los geschlagen, jeden geht es vor dem Untergang an den Kragen, Hirn-, Verstand- und gnadenlos metzeln wir uns nieder rigoros... Dem folgt eine sehr eigenwillige Adaption (man höre die Orgeln) des Suzanne Vega-Hit my name is Luca: My name is Luc(if)a. Tränen der Seele und Geister bauen mit beschaulich dahin wabernden Trance-Klangen eine düstere Atmosphäre auf, die dann jedoch abrupt von Abschied zerstört wird: Hier, wie vormals auch bei Ewiges Eis, bricht die Spannung des Songs spätestens beim musikalisch und gesanglich eintönigen Refrain, der jede Eigenständigkeit vermissen lässt.

Alles in allem ist Das Ewige Eis ein sehr durchwachsenes und gewöhnungsbedürftiges Album mit Glanzpunkten wie Tränen der Seele oder Schuld & Sühne, leider aber auch düsteren Schatten wie Abschied oder Ewiges Eis.

Christine Schams - www.sounds2move.de / 05.01.2005