Defeater „Travels“ / VÖ 06.03.2009

 

 

In einer Zeit, in der Plattenfirmen wie kaum eine andere Form der Institution verhasst sind, gleichzeitig aber auch an ihrem bisherigen finanziellen absoluten Tiefpunkt angekommen sind, gibt es sie doch noch; die kleinen Labels von nebenan, die ihre Musik nicht bloß verkaufen, sondern die auch so als Menschen hinter ihren Pionieren stehen, die der Szene etwas wiedergeben wollen. Bridge Nine gehören zumindest in HC-Kreisen zu einer dieser, ja mittlerweile doch Größen, bei denen es einen auch nicht stört, wenn als Backprint des heißgeliebten Have-Heart-Shirts hinten das hauseigene Labellogo steht, bei denen man sich auf Qualität verlassen kann. Nicht grundlos horcht der Kenner also auf, wenn ein Label von diesem Schlag einen Newcomer gesigned hat bzw. dieser sein Debüt rausbringt. Da redet man schon nicht mehr von der Band selber, sondern sagt „Du sag mal, hast du schon die neue Bridge Nine gehört?“

 

Trifft das auch auf das LP-Debüt von Defeater zu? Sympathiepunkte sammelt man zumindest schon beim ersten Blick aufs Artwork, welches – zumindest in der CD-Version – als schickes Digipack mit aufwändigen Artwork kommt, welches das lyrische Konzept des Albums unterstreichen soll. Und da der erste Eindruck ja oft schon entscheidend ist, fällt auch erst auf den zweiten Hörer auf, dass Defeater ganz eindeutig Kapellen wie Verse als Vorbild gehabt haben müssen. Tatsächlich: Bis auf einige Parts fällt es dann doch schwerer, Defeater in der Masse der modernen HC-Releases wirklich eindeutig zu unterscheiden. Glücklicherweise pogt „Travels“ auf konstant hohem Niveau, sodass man ihnen den ein oder anderen, naja „leicht vertrauten“ Part dann doch gerne verzeiht. Wer die moderne Hardcore-Schiene gerne fährt, der dürfte mit „Travels“ keinen Fehler machen. Solider Hardcore mit Message, wie es sein soll. Nicht mehr, aber garantiert auch nicht weniger.

 

Olivier Haas – www.sounds2move.de / 01.03.2009