Deadlock "The Arsonist" / VÖ 26.07.2013

  

Ein Feuerwerk. Unangemeldet und mitten im Sommer. Was eigentlich augenblicklich die Staatsgewalt samt Ordnungsgeld auf den Plan rufen würde, lässt man im Falle der neuen Deadlock-Scheibe "The Arsonist" ausnahmsweise noch mal durchgehen. Obwohl diese genau genommen ein Feuerwerk ist... ein Hitfeuerwerk nämlich.

Sauclever so ein Kalauer zum Einstieg, aber jetzt mal zu den harten Fakten. Erstmalig erscheinen Deadlock mit ihrem sechsten Album auf Napalm Records und trennen sich damit für Außenstehende überraschend von ihrem vorherigen Label Lifeforce. Für die Ösis wiederum ist "The Arsonist" Ehre und Herausforderung zu gleichen Teilen, denn es gilt nicht nur einen durchaus erfolgreichen Act auf die nächste Stufe zu heben, sondern auch eine Band noch weiter ins Rampenlicht zu schieben, die sich nie für einen Mittelfinger gen Konventionen zu fein war. Experimenten verschloss man sich nie, verpackt diese aber inzwischen unterschwelliger als noch bei "Manifesto", als man mit einem Techno-Intro einstieg und ein paar Tracks weiter "Deathrace" vom Melodic Death vollends gen Rap-Nummer kippen ließ. Eine gute Idee und im Grunde ein eben solcher Song, irgendwie aber auch mit der Brechstange gepredigt. Keine fünf Jahre später trauen sich Deadlock immer noch einiges, verpacken ihre Horizonterweiterer aber mit mehr Fingerspitzengefühl - und klingen dabei absurderweise sehr vielseitig und stimmig zugleich. Parallel scheint man die Produktion generell verschlankt zu haben, ein paar Tonspuren weniger tun es auch und erlauben dem Material mehr Luft zum Atmen, wie man so schön sagt. Klangen Deadlock auf den vorherigen Longplayern zwar noch wuchtiger und noch fetter, ist ein großer Pluspunkt von "The Arsonist" sein homogener Klang. Abgesehen davon ist die auffälligste Neuerung der Gesang von John Gahlert, der seit dem Ausstieg von Gründungsmitglied Joe Prem vom Bass ans Mirkofon gewechselt ist und sich seither für die Grunts verantwortlich zeichnet. Gegenpol ist damals wie heute Sabine Scherer mit ihrem ausdrucksstarken, betörenden Stimmchen, das naturgemäß massiv zur Eingängigkeit und dem Hitpotential des Songmaterials beiträgt. Gott sei Dank gibt das Quintett nicht all zu viel auf vermeintliche Trueness und hält die zierliche Sängerin nicht künstlich klein, sondern räumt ihr viel Platz und ebenso viele Freiheiten ein. Belohnt wird man dafür mit Großartigkeiten und Ohrwürmern wie "I'm gone", "Dead City Sleepers" und "As we come undone", die das ohnehin nicht gerade kleine Hitarsenal der Band weiter anwachsen lassen. Überaus gefällig präsentiert sich auch das Titelstück mit krachender Härte in den Strophen und einem fast schon unverschämt guten Chorus samt hintergründiger Chöre. Deutlich weiter im Vordergrund stehen die sakralen Chöre von "The final Storm", einem garstigen Bastard aus angepissten Grunts, bedrohlichen Riffs, polterndem Schlagzeug und den genannten Bombast-Chören, was in der Summe eine düster-bedrohliche Mixtur ergibt, aus der sich Sabine diesmal (fast) komplett heraushält. Der Rausschmeißer "My Pain" bietet dann noch mal einen komplett anderen Ansatz, hier gibt es viel klaren (oft mehrstimmigen) Gesang, wohl dosierte Shouts und ein sich völlig in den Dienst der Sache stellendes Schlagzeug, denn statt einer fetten Gitarrenwand gibt hier ganz klar ein gefälliger, poppiger Beat den Takt an. Das liest sich für manchen jetzt erst mal deutlich schlimmer als es effektiv klingt, denn die Nummer ist richtig cool geworden und schließt dieses großartige Album passend ab.

Fans werden sich von den vielen kleinen und großen Experimenten nicht abschrecken lassen und augenblicklich anmerken, dass "The Arsonist" einfach nach Deadlock klingt: immer eingängig, fast immer hart und stets für eine Überraschung gut. Vor allem aber ganz weit vorne in der ersten Liga des Modern Metal, selbst wenn Deadlock eigentlich zu eigenständig klingen, um einer bestimmten Schublade wirklich gerecht zu werden.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de