Dead Eyed Sleeper “Through Forests Of Nonentities“ / VÖ 15.05.2009

 

 

Mit „Through Forests Of Nonentities“ halten wir das offiziell erst zweite Album von Dead Eyed Sleeper in den Händen. Die Band gibt's jedoch schon seit 1994. Als Legacy gegründet, benannte sich das Baden-Württembergische Quintett 2007 um und sorgte noch im gleichen Jahr mit „In Memory Of Mankind“ für das erste Langeisen unter neuer Flagge. Bedenkt man den sehenswerten Background, den die Band mit fünf Veröffentlichungen und 15 Jahren Erfahrung vorzuweisen hat, erstaunt es auch nicht weiter, dass die neue LP ordentlich stilsicher und auf ihre Art reif wirkt.

 

„Through Forests Of Nonentities“ ist als Konzeptalbum angelegt, das sich aufteilt in die drei Kapitel „Enclosure“, „Transformation“ und „Exit“. Teil eins wird, nach einem kurzen Intro, gleich mit einem Blastgewitter eröffnet. Die von verzerrten Gitarren getragenen, sehr gewöhnungsbedürftigen Interludes sorgen von Anfang an für eine mystische, schon fast psychedelische Stimmung. Leider verlieren sich die Süddeutschen dazwischen immer wieder in  öden Midtempo-Gefilden. Wie es auf „Through Forests Of Nonentities“ so oft der Fall ist und wie es sich für ein Konzeptalbum gehört, leitet ein Outro direkt in „Cage Of Immaturity“ weiter, das seinerseits durch Doublebass-Geknüppel, wilde Dissonanzen, viele Tempowechsel und abwechslungsreichen Gesang zu überzeugen weiss. Dunkle, tiefe, mächtige Growls wechseln sich ab mit höheren Screams, dazwischen gibt's kurz sogar sphärischen Klargesang auf die Ohren. Im besonders verspielten „The Savage Plague“ sorgen wilde, unvermittelte Tempowechsel, zerhackte, ungestüme Riffs und kurze Bassleads für Tech Metal der Güteklasse A. Der Mittelteil, „Transformation“, sticht vor allem mit dem fetten Übergang von „Metamorphine“ zum böse stampfenden Doublebass-Ungetier „Eye Am Glowing Pulse“ heraus. Der Anfang von „Exit“, „Enigmatic Conniption“, sei zusammen mit „Cage Of Immaturity“ als Anspieltipp genannt, überzeugt das Blast-Gedresche doch mit einem wohltuend durchdachten Songwriting. Kapitel drei wird, mehr noch als die vorhergehenden Teile, dominiert durch psychedelische Klänge, was sich in den verzerrten Gitarren in „Enigmatic Conniption“, den Dissonanzen in „The Dead Eyed Sleeper“ und dem sphärischen Keyboard in „Outstripping The Meander“ äußert. Letzteres soll mit den Streichern wohl für einen epochalen Schlusspunkt sorgen. Das Ganze bleibt jedoch zu unentschlossen, gefühlsarm und belanglos, um dem Album einen würdigen Abschluss zu bescheren. 

 

Ich mag - nein - ich liebe Konzeptalben! Das vorliegende weist, auch musikalisch, durchaus eine gewisse Gliederung und Differenzierung zwischen den drei Kapiteln auf. Konzeptalben lassen sich jedoch noch einiges markanter umsetzen. Das neue Werk der Mannen aus Süddeutschland wirkt vor allem im Midtempo-Bereich oft etwas ideenlos und unentschlossen. „Through Forests Of Nonentities“ ist jedoch eines dieser Alben, denen man Zeit geben muss, die für die meisten Hörer erst nach mehreren Durchläufen ihre Schönheit entfalten. Ist man gerade in der richtigen Stimmung für psychedelisch angehauchtes, technisches, verspieltes Todesblei, kann man mit diesem Album durchaus seine Freude haben.

 

Richard Hänzi – www.sounds2move.de / 12.06.2009