Dead Can Dance “Anastasis“ / VÖ 10.08.2012

 

 

 

Dead Can Dance sind zurück! „Dead can wer?“ wird jetzt vielleicht mancher Headbanger fragen. Denn das ursprünglich aus Australien stammende Duo hat mit Metal rein gar nichts zu tun – außer der Tatsache, dass sie mit ihrer düsteren und teilweise klassischen Ethno-Musik viele Bands aus dem Metalbereich beeinflusst haben (so habe ich die Band für mich entdeckt, nachdem irgendwann Anfang der 90er Peter Steele mehrere DCD-Alben in seiner Playlist im Rock Hard aufgeführt hatte). Doch der Name unseres Onlinemagazins heißt ja sounds2move. Und dass der Sound von Dead Can Dance bewegend ist, steht außer Frage (dem Bandnamen zu folge bringt er ja sogar Tote zum Tanzen). Obwohl Tanzmusik vielleicht auch nicht unbedingt passt auf das, was Brendan Perry und Lisa Gerrard auf ihrem achten Longplayer „Anastasis“ kredenzen.

Zwar sind seit dem Vorgänger „Spiritchaser“ 16 Jahre vergangen (14 Jahre war die Band offiziell getrennt), doch ist der Sound immer noch klar zuzuordnen. Und das nicht nur dank der beiden unverwechselbaren Ausnahmestimmen. Die acht, jeweils zwischen knapp sechs und acht Minuten langen Stücke sind gerecht in vier Gerrard- und vier Perry-Stücke aufgeteilt. Der Opener „Children of the Sun“ profitiert von seiner getragenen Dramatik und dem einprägsamen Refrain. Perry klingt wie eine Mischung aus sanftem Jim Morrison und Dean Martin. Einstieg gelungen! Danach folgt erst einmal Ethno-Mucke. „Anabasis“ kommt mit Vogelgezwitscher, Zupfinstrumenten und Lisa Gerrards typischer Phantasiesprache. Ihr Gesang klingt dabei orientalisch geprägt. Doch wenn man sich genau darauf konzentriert, merkt man, dass es nicht irgendein Singsang ist, sondern welche ins Mark gehende Kraft in ihrer Stimme steckt. In die gleiche Kerbe schlägt „Agape“, das von der Instrumentierung noch deutlich orientalischer ausgelegt ist. Bei „Amnesia“, das als Vorabsingle schon vor Wochen auf der Internetseite der Band gratis herunter geladen werden konnte, kommt Brendan Perry wieder zu Wort. Der Song ist sehr düster, lebt aber von einer schönen, melancholischen Melodie. Melancholisch ist auch der Text, in dem Perry den allgemeinen Verlust des kollektiven Gedächtnis im Laufe der Gezeiten bedauert. „Kiko“ ist dann bereits der dritte Song mit orientalischem Flair. Mit acht Minuten Spielzeit hat er zudem auch einige Längen. Anders dagegen das folgende „Opium“. Perry läuft zu Höchstform auf. Klassische Streicher zaubern eine schöne Melodie. Dieses Opium bleibt bestimmt im Hirn hängen. Apropos Höchstform: Bei „Return of the She-King“ hat auch Lisa Gerrard eben jene erreicht. Endlich bekommen wir ihre sakrale Altstimme zu hören. Bei mir herrscht dann immer absolute Gänsehautgefahr. So auch hier. Der mittelalterlich bis klassisch angehauchte Song wird noch durch einen Gesangseinsatz von Perry am Ende aufgewertet. Für mich das Highlight der Scheibe. Beim Rausschmeißer „All in good Time“ lässt Perry nochmals seine beruhigende Stimme erklingen, allerdings ist mir der Song dann doch etwas zu ruhig ausgefallen. „Anastasis“ ist unter dem Strich durchaus ein gelungenes Comeback. Von Lisa Gerrard hätte ich mir vielleicht etwas mehr (Abwechslung) erwartet, aber Dead Can Dance liefern nach wie vor den perfekten Soundtrack für nächtliche Autofahrten, Bergwanderungen oder einfach nur zum Chillen auf dem heimischen Sofa.

Alexander Dontscheff - www.sounds2move.de