Dead “In the Bondage of Vice“ / VÖ 19.06. 2009

 

 

Wenn ich anlässlich der Veröffentlichung des neuen Dead-Albums „In the Bondage of Vice“ schreiben würde: „Die deutschen Urväter des Porn-Grind melden sich zurück!“, so würde das die Wahrheit nicht ganz erfassen. Zum einen ist nach dem Ausstieg von Bassist Uwe im letzten Jahr mit Sänger/Gitarrist Dany quasi nur noch ein Ur-Gestein mit an Bord. Zum zweiten ist der Musikstil eher als extremer Death-Metal denn als Grindcore zu bezeichnen. Fakt ist allerdings auch, dass die Nürnberger Band in der Tat seit nunmehr fast 20 Jahren mit wenigen Alben, dafür umso mehr Splits, EPs und Singles, textlich die Fahne des abartigen Geschmacks hochhält und sicherlich den ein oder anderen schlechten Einfluss auf nachfolgende Combos gehabt haben dürfte.

 

Was gibt es nun vom neuen Album zu berichten? Als erstes fällt auf, dass die Produktion wesentlich druckvoller aus den Boxen tönt, als die auf den beiden Vorgängern („Whorehouse of the Freaks“ und „V.I.P.“). Außerdem klingen die zwölf Tracks – auch wenn wahrscheinlich 90 Prozent der Menschheit es immer noch als puren Krach einstufen würde – deutlich musikalischer als zuvor. Das Songwriting wirkt strukturierter, die Songs gradliniger. Auch vor Gitarrensoli wird nicht zurückgeschreckt. Dafür geht man mit Samples aus einschlägigen Filmen etwas spartanischer um, was man durchaus schade finden kann (gerade wenn man an die Brüller von der letztjährigen Split-Single mit Haemorrhage denkt).  

Textlich bewegt man sich gewohnt in hedonistischen Gefilden. Neben den diversen Songs über mehr oder minder perverse Sexualpraktiken (z.B. „Asstronaut“) gibt es auch ein Glaubensbekenntnis für Trinker („Church of Alcohol“)  sowie die The Dwarves Coverversion „Free Cocaine“, die inhaltlich gut ins Bandkonzept passt. Doch auch gesellschaftlichen Problemen wie dem Borderline-Syndrom („Borderline Baby“), Bulimie („Watch me puke“) oder Resteficken („Lowered Expectations“) nimmt man sich an. Den scheinbar obligatorischen homophoben Tendenzen des Genres wird man mit dem Doppelschlag „I want to be a Hetero“ und „Drop the Soap“ gerecht.

 

Was bleibt unter dem Strich? Fans der Band haben die CD eh längst. Durch die musikalische Weiterentwicklung könnte „In the Bondage of Vice“ aber auch für weitere Kreise aus dem Todesmetalbereich interessant sein. Lediglich ein wenig Toleranz gegenüber Fäkalerotik sollte man mitbringen...

 

Alexander Dontscheff - www.sounds2move.de / 27.07.2009