Daylight Dies "Dismantling
Devotion" / VÖ 13.03.2006
Vier Jahre liegen zwischen
"Dismantling Devotion" und dem letzen Studioalbum des Quintetts aus
North Carolina. Das Warten hat sich gelohnt, zumindest für den Nostalgiker. Die
vorliegende Scheibe klingt wie eine Mischung aus KATATONIAs 96er Album
"Brave Murder Day" und 98er "Discouraged Ones". Damals
vollzogen Selbige den Wechsel von Dark/Black Metal zu Dark Rock. DAYLIGHT DIES
verbinden gekonnt beides und der KATATONIA-Fan muss sich fast fragen, ob er hier
ein verschollenes Album vorliegen hat. Da wundert es auch nicht, dass selbst
KATATONIAs Chef-Klampfer "Blakkheim" das Album in den höchsten Tönen
lobt und zu seinen momentanen Favoriten zählt.
Eigentlich könnte man an
dieser Stelle auch die Rezension beenden und sagen: einfach genannte Alben anhören,
denn so klingen DAYLIGHT DIES in jeder Hinsicht. Sei es nun der Gesang, der ständig
zwischen Clean und Growl wechselt - besonders letztere hören sich detailgetreu
nach OPETHs Mikael Akerfeldt an, der seinerzeit auch "Brave Murder
Day" eingegrunzt hatte, oder ob es nun die endlosen melancholischen
Gitarrenmelodien mit Hall-Effekt sind. Jedenfalls fällt ein interessanter
Aspekt dabei auf: DAYLIGHT DIES kopieren nicht wirklich, sondern erweitern den
Sound genannter Alben auf ihre Weise. Genau deswegen darf man DAYLIGHT DIES auch
nicht einfach als Nachahmer abstempeln. Wie ihre Vorbilder es damals konnten,
beherrschen auch sie die Kunst, vordergründig Monotone Passagen düster und
emotional klingen zu lassen. Minutenlange Riff-Wiederholungen, werden gekonnt
mit tieftraurigen Melodie-Bögen gespickt, die man sich immer wieder anhören möchte
und auch kann. Bedrohliche Stimmungen gehen auf "Dismantling Devotion"
mit einer immer wieder bedrückenden Atmosphäre Hand in Hand. So erschaffen
DAYLIGHT DIES ein kleines Meisterwerk von rund 60 Minuten Dauer.
Einige "alte"
KATATONIA-Fans wandten sich Ende der 90er entsetzt von selbigen ab und
schimpften sie "Alternative Band". Der vollzogene Stilwechsel war
einfach zu viel des Guten für den Szene-Spezi. Das entstandene Loch in der
Kutte, nachdem man in Wut den von Mutti liebevoll angebrachten Aufnäher
abgerissen hatte, kann dieser jetzt getrost mit einem DAYLIGHT DIES
- Patch kaschieren. Aber nicht nur unser Freund mit der zerfallenden
C&A-Jeansjacke ohne Ärmel kommt hier auf seine Kosten, sondern auch jeder
mit Hang zu wehmütigen Klängen.
Nino Liotta - www.sounds2move.de
/ 08.03.2006