Dark Fortress „Ylem“ / VÖ. 22.01.2010

„Eidolon“ markierte im Jahre 2008 einen kleinen Neubeginn. Die deutschen Black Metaller um Dark Fortress hatten hier nämlich erstmals ihren neuen Sänger Morean mit an Bord. „Eidolon“ war sehr mächtig produziert und bot dabei typische, entwicklungsfreudige Musik von Dark Fortress; kurz: „Eidolon“ ist für mich nach wie vor ein Meisterwerk. Und „Ylem“?

 

Das neue Album macht genau dort weiter, wo „Eidolon“ aufgehört hat. Überhaupt wirkt „Ylem“ wie ein extremerer, noch dynamischerer und noch erwachsenerer Bruder von „Eidolon“. „Ylem“ verfügt über 11 neue Lieder, die sich allesamt sehr deutlich voneinander unterscheiden und auf eine Gesamtspielzeit von ca. 70 Minuten kommen. Der Titeltrack und Opener „Ylem“ ist ein bitterböses Blastgewitter, welches gepaart mit einigen Midtempoelementen eindrucksvoll verdeutlicht, dass Dark Fortress nach wie vor ihren Stil sehr erfolgreich weiter entwickeln und dabei dennoch ihre Roots nicht verlassen. Respekt auch hier an Morean, der sein stimmliches Spektrum einmal mehr erweitern konnte und nun umso wandlungsfähiger agieren kann. Zahlreiche Details der Instrumentenfraktion lassen den Titeltrack zu einem kleinen Meisterwerk werden. „Ylem“ ist ein eleganter, bitterböser und heftiger schwarzmetallischer Opener, wie ich ihn mir hätte nicht besser vorstellen können. Dem schließt sich „As The World Kneels Over“ an – an dieser Stelle zeigen sich Dark Fortress von einer bisher nur latent vorhandenen Seite: Sie doomen, sie gestalten ihre Musik zähflüssig wie Lava und erzeugen ein intensives und harmonisches Stück Musik, welches vor schwarzer Magie nur so strotzt. Ein pechschwarzer Diamant, der keine Blastbeats oder sonstige musikalische Hochgeschwindigkeitsgewalt benötigt, um zu erschlagen. Erschlagen? Nein, es ist vielmehr ein Erdrücken. Respekt. „Satan Bled“ ist ein dahin gerotzter, minimalistischer und einfacher Nackenbrecher; vielleicht der schnelle und kaputte Schlag ins Gesicht. Neben hektischen Gitarrenriffs, hysterischem Drumming sorgen erneut schleppende, gar zögerlich wirkende Einsprengsel für Abwechslung. Ein kaputtes Solo rundet dieses Klanggewitter ab. Cleane Vocals bei „Evenfall“, einem doomigen Song, lassen erneut aufhorchen. Dazu agieren die Gitarren sehr hymnisch, agieren sehr harmonisch mit dem Gesang und wirken irgendwie finster erhaben.

 

Auf die anderen Lieder möchte ich an dieser Stelle gar nicht eingehen. Dark Fortress erweitern ihr ohnehin beachtliches musikalisches Spektrum erneut und erschaffen mit „Ylem“ nicht mehr und nicht weniger als das erste schwarzmetallische Highlight im neuen Jahr 2010. Parallel dazu haben sich die Jungs an ihren Instrumenten verbessert und dem Album eine mächtige, aber etwas organischere Produktion verpasst. Leute, ich kann mich nur noch verneigen! „Ylem“ ist verdammt große Kunst auf allerhöchstem Niveau.

 

Christian Stiewe – www.sounds2move.de / 05.01.2009