Dark Fortress „Eidolon“ / VÖ 22.02.2008

Potztausend, wer hätte denn das gedacht? „Seance“ war richtig gut, dabei  von einer tiefgehenden horrorartigen Atmosphäre geprägt. Nachdem mich dieses Album im Jahre 2006 in seinem Bann gezogen hat, war ich –vor allem nachdem Azathoth die Band im Jahre 2007 verlassen hat – skeptisch, wie denn nun der musikalische Werdegang dieser talentierten Black Metal Band weitergehen würde. Azathoths Ersatz hört auf den Namen Morean. Klanglich ähnelt er seinem Vorgänger, wirkt dabei aber aggressiver und entschlossener.

Tja und die Musik? Ganz ehrlich? Vergesst es. Mir fehlen die Worte.  Bei jedem verdammten Hördurchlauf – und glaubt mir das sind schon einige – schwirren mir immer wieder die gleichen Worte im Kopf herum: Meisterwerk, DIE Überraschung überhaupt, genialstes Gespür für Arrangements und Songstruktur, voluminöses Klangbild und dergleichen. Jene Klanggewalt wird einem lyrisches Konzept unterworfen, welches perfekt durch die musikalische Seite dargestellt wird. Mehr Informationen zum Konzept findet ihr im Dark Fortress Interview.

Musikalisch lassen sich die 9 Songs grob in 2 Kategorien unterteilen. Auf der einen Seite klingen Dark Fortress erstaunlich rockend; aber nicht im klassischen Sinne, nein, zig Klassen finsterer und böser. Denkt an das „Now, Diabolical“-Album von Satyricon und stellt es euch in gut vor – mächtiger, finsterer, die Lieder werden von einem mächtigen schwarzen Feuer angetrieben und begeistern einfach. „Baphomet“ nennt sich ein Kunstwerk mit exakt diesen Attributen. Hölle, reißt der Song mit. Ein geradezu unglaubliches finsteres Meisterwerk, bei dem sich zur Krönung Tom Gabriel Fischer von Celtic Frost die Ehre gibt. „Baphomet“ groovt verdammt böse; sobald Tom Gabriel Fischer einsetzt, erinnert „Baphomet“ atmosphärisch deutlich an „Monotheist“ von Celtic Frost. Die klassischen „UGH!“ Ausrufe des charismatischen Sängers dürfen hierbei natürlich auch nicht fehlen. Weitere „rockigere“ Lieder wie das von MySpace bekannte „Edge Of Night“ oder auch „Catacrusis“ stehen  dem „Baphomet“  qualitativ in rein gar nichts nach.

Auf der anderen Seite haben Dark Fortress den Anteil an symphonischen Elementen latent ausgebaut und verfeinert. So überzeugt der Opener „The Silver Gates“ mit geschickt eingearbeiteten Synthesizer Effekten. In Kombination mit treibenden Gitarren und aggressivem Drumming hätte das Album gar nicht besser starten können. Bemerkenswert ist, dass der Einsatz an Synthesizern zumindest in „The Silver Gates“ relativ gering ist, aber die Wirkung dennoch maximal durchschlägt. Mittlerweile bin ich mir sicher, dass ich selten besser arrangierte Effekte gehört habe. Die Krönung hört dann aber doch auf den Namen „No Longer Human“, einem aggressiven, vielschichtigen und einfach nur mächtigem Epos. Auch dieses Lied ist bereits auf MySpace hörbar und stellt für mich das Paradebeispiel für melodischen Black Metal dar.

Ebenfalls erwähnenswert ist „Antiversum“. Dieses Lied beendet das Meisterwerk „Eidolon“ auf würdige Art und Weise. Der doomige, pechschwarze Refrain erzeugt die Wirkung eines Vorschlaghammers. Es ist unglaublich, wie sehr Dark Fortress ihr Songwriting verfeinert haben. Alle 9 Lieder sind einzelne Meisterwerke, aber „Eidolon“ geht im Gesamtkontext des Albums momentan als neues Referenzwerk durch.

Dennoch wird „Eidolon“ polarisieren. Hierfür dürfte für hiesige Szenekreise schon die mächtige und starke Produktion Grund genug sein. Egal, soll „Eidolon“ polarisieren, denn eines wird mir langsam immer klarer: Polarisierende Alben sind dazu prädestiniert,  die stärksten Alben überhaupt zu werden. Warum? Hört euch „Eidolon“ an und ihr werdet wissen, was ich meine.

Christian Stiewe – www.sounds2move.de / 18.02.2008