Cruachan "The Morrigan`s Call" / VÖ 17.11.2006

Irland, die grüne Insel, Heimat von Elfen, Feen, Kobolden, Einhörnern, Heldensagen, Hexen und vielen anderen Sagenfiguren. Es muss auf dieser Insel nur so wimmeln von diesen Fabelwesen. Nun sollte dies keinen verwundern, der dieses Eiland schon einmal gesehen hat, mit seiner so wunderbar grünen und zum Teil auch rauen Moorlandschaft. Es gibt Ecken in Irland, die aus einem Märchen stammen könnten. Dieses märchenhafte Landstück, die Vorliebe der Bewohner der grünen Insel für Guinness und Whiskey und natürlich auch der geschichtliche Hintergrund des Landes erklären die blühende Fantasie deren Bewohner mit ihren unzähligen Märchen, Legenden und Sagen. Man findet diese fantastischen Geschichten nicht nur in Büchern, sondern auch schon seit Generationen in der irischen Musik. Diese herrliche Musik, die oft so schön melancholisch, nachdenklich aber auch fröhlich unbeschwert sein kann. In diese Musik fließen vielen Sagen aber auch einiges an wahren Begebenheiten ein. Cruachan sind die Meister der mythischen Symbiose zwischen derberem Metal, Rock und dem traditionellen irischen Folk, den Sagen, Legen aber auch der irischen Geschichte. Cruachan haben es in der Vergangenheit schon einige Male geschafft, mit ihrem keltischen Soundmix ihre Fans zu begeistern. Dieses Jahr kommen die Kelten nun mit einem neuen Werk, das auf den Namen "The Morrigan`s Call" getauft wurde. Bei Morrigan handelt es sich um eine weibliche Sagengestalt, die meist als wunderschöne jungfräuliche Maid (siehe Cover) abgebildet wird und die unter anderem die Seelen der Verstorbenen zu sich ruft. Allein schon dieser Titel verspricht, dass dies ein interessantes Werk sein könnte, aber was erwartet eigentlich der Hörer von dieser Band? Man will schlicht und einfach vom Sound weggetragen werden, in eine andere Welt und so auf diese Weise etwas über die Vergangenheit Irlands erfahren. Können das die Kelten auch dieses Mal wieder vollbringen?

Das Erste, dass dem Hörer auffallen wird: Die Iren sind wieder härter geworden seit ihrem letzten Album "Pagan". Dies muss aber jedoch nicht viel bedeuten, denn die Kelten haben ihre Wurzeln im Black/Death Metalbereich und lassen sich bei ihrer Soundfindung nicht einschränken. Es fließen hier Einflüsse aus Folk, Rock und den etwas grobschlächtigeren Passagen zu einem großen Gesamtbild zusammen und es wird einem dabei ziemlich schnell klar, dass hier erfahrene Recken spielen, die genau wissen was sie wollen. Die Zusammenstellung der Elemente ist sehr gelungen und kann den geneigten Hörer in eine andere Zeit entführen. Es wird einem hierbei gleich noch eine Lektion in irischer Geschichte und deren Mythologie erteilt. Zum Glück geschieht dies niemals so trocken wie damals auf der Schulbank. Zwar ist dieses Konzept nichts wirklich neues, aber der Fan dieser Band wäre bei einem zu drastischen Stilwechsel auch eher enttäuscht gewesen. Von diesem Standpunkt her gesehen kann man der Band sicherlich keinen Vorwurf machen sie seien stehen geblieben. Der Sound selber fließt wie ein kleiner Bach durch Irland und entwickelt sich mit der Zeit zu einem großen Fluss mit all den Strömungen, Unruhen und Wasserfällen, so wie es auch bei der Geschichte des Landes der Fall ist. Das Lied "The Brown Bull of Cooley", das mit kräftigem Gitarrensound beginnt, dann im Wechsel von klarem Gesang der Sängerin Karen Gilligan und dem Schreigesang von Keith Fay zusammen mit der traditionellen irischen Musik und unvergänglichen harten Klängen ist das, was diese Band zu einer festen Größe ihres Reviers macht. Mit "The Great Hunger" ist es Cruachan beeindruckend gelungen die große Hungersnot Ende des letzten Jahrhunderts in einem Lied zu verpacken. Es beginnt ganz gemächlich und die Fiedel läutet dann den Umschwung hörbar ein. Dieses Lied kann allein schon vom Klangbild her eine Vielzahl von Gefühlen vermitteln. Auch das Titelstück "The Morrigan`s Call" ist eines der vielen Highlights, die aus diesem Album hervorstechen .

Wie man unschwer erkennen kann, begeistert mich dieses Album und meiner Meinung nach könnte man es schlicht nicht besser machen. Es sind rund 47 Minuten in denen man eintauchen und sich mitreißen lassen kann. Mitreißen von einem Fluss aus Folk, Metal und der keltischen Gesichte. Für jeden Fan der irischen Band einfach ein Muss! Auch für alle andern gilt: Reinhören und träumen...

Alessandro Bertolotti – www.sounds2move.de/ / 13.07.2006