Crionics „Neuthrone“ / VÖ 27.07.2007

Irgendwie erkennt man polnische, extreme Metal Bands recht schnell. Viele Bands haben leider die Angewohnheit, sich übermäßig deutlich vom polnischen Death Metal Elite Kommando Vader inspirieren zu lassen. Crionics fahren grundsätzlich eine ähnliche Schiene – wenn man einmal von den gekonnt industrial-lastigen Keyboards absieht. Somit habe ich neben Vader auch recht schnell an Vesania gedacht, als ich „Neuthrone“ das erste Mal gehört habe. Verstärkt wurde der Eindruck dadurch, dass das Riffing vom ersten Song nach dem Intro („New Pantheon“) übermäßig deutlich von Vesania inspiriert zu sein scheint. Über den klassischen Kreativitätsfaktor kann die Band also keinen Pfifferling gewinnen, zu deutlich sind die stilistischen Ähnlichkeiten mit anderen bekannten Bands.

Dass dieses Album dennoch recht hochwertig ist, liegt in erster Linie am ausgereiften Songwriting. Innerhalb dieses Klangspektrums agieren Crionics nämlich recht clever und professionell. „Hell Earth“ frisst sich mit einem übermäßig mächtigen Refrain direkt in den Schädel des Hörers. Nach 2:57 ist dieses Inferno überstanden. „Humanmeat Cargo“ ist mit einem recht technoid anmutenden Zwischenteil ausgestattet, so dass auch dieses Lied in den Ohren des Hörers haften bleibt. Der Refrain tut dazu sein Übriges.  „Frozen Hope“ nimmt dann mal vom Hochgeschwindigkeitsgeballer Abschied. Hier agieren Crionics eher wie die klassische Dampfwalze. Unterschwellige Keyboardeffekte verstärken diesen Effekt. Generell arbeiten Crionics recht variabel, was die Tempogestaltung angeht. In den meisten Liedern sind jegliche Geschwindigkeitsstufen hörbar – Crionics prügeln weder durchgängig, noch stampfen sie träge durch die Songs.  „When The Sun Goes Out“ zieht den Hörer mit einem treibenden Riff einfach mit, bevor dieser von einem Blastbeat niedergemäht wird. Alle anderen Lieder halten das Niveau relativ – vom ungeschickt gewähltem Opener „New Pantheon“ einmal abgesehen.

Klar, Crionics erinnern an Vader und Vesania. Macht aber nichts, denn das Album ist dennoch sehr gut hörbar. Es tauchen keine übermäßigen Defizite auf, die Songs überzeugen in den meisten Fällen. Vom mangelnden Kreativitätsfaktor abgesehen, weiß ich keinen Grund, dieses Album nicht zu empfehlen.

Christian Stiewe – www.sounds2move.de / 26.07.2007