Crematory „Pray“ / VÖ 01.02.2008

Nach dem gelungenen „Klagebilder“-Album  (2006) melden sich Crematory zu Beginn dieses Jahres mit ihrem neuen Werk „Pray“ zurück. Das gestandene, umstrittene Gothic Metal Schlachtschiff besinnt sich nach Mutmaßungen  vor der VÖ nun wieder deutlich mehr auf alte Stärken. Ich hoffe, dass sich diese Vorschusslorbeeren nicht als Trugschuss offenbaren…

Crematory sind Crematory. Wenn von größeren Änderungen, Neuerungen oder gar Rückbesinnungen die Rede ist, sind solche Worte immer mit Vorsicht zu genießen. Die typischen Trademarks dieser Band sind nach wie vor vorhanden (Gott sei Dank!) und überzeugen einmal mehr: Felix tiefer Grunzgesang, Matthias cleane Vocals, schmissige Riffing, effiziente Keys und ein recht eingängiges Songwriting. Wo sind also jene angekündigten Veränderungen? Ich denke, die Hauptänderungen sind in den Keyboards zu finden. Technoide Klänge, wie sie vor allem auf dem Reunion Album „Revolution“ zu finden waren, gehören nun größtenteils der Vergangenheit an und es tauchen statt dessen eher „Keyboardteppiche“ klassischer Prägung auf. Der Opener „When Darkness Falls“ zeigt Crematory von einer verdammt eingängigen gothisch-rockenden Seite. Vor allem der Refrain geht schnell ins Ohr und erzeugt dabei Ohrwurmcharakter. Der Rhythmus erscheint mir geradezu tanzbar. Der Titeltrack des Albums „Pray“ schließt sich dieser Ausrichtung grundsätzlich an, groovt aber mehr, klingt etwas härter und hält sich deutlich länger und mächtiger im Ohr. Sehr schön! Dieses Lied repräsentiert die aktuellen Crematory meines Erachtens in beeindruckender Art und Weise, vereint er doch alle Stärken Crematorys auf kompakten 4:20 Minuten. Geradezu balladesk geht es in „Sleeping Solution“ weiter. Crematory umschiffen dabei allzu kitschige Gewässer und agieren hier sehr agil und „frisch“. „Burning Bridges“ holt dann eher den relativ gesehenen Vorschlaghammer heraus. Phasenweise breitet sich eine dezent thrashige Note in den Gitarrenleads aus. Als Kontrast dazu erzeugen Keyboardteppiche, die sich deutlich an einem Symphonieorchester orientieren, hohen Melodiengehalt. Dezente Spielereien auf dem Klavier ergänzen den verdammt guten Eindruck. Dieses Lied stellt für mich den Höhepunkt auf „Pray“ dar. Darin besteht für mich nicht der geringste Zweifel.

Nennenswerte Schwächen weist diese Scheibe nicht auf; Crematory sind nach nunmehr 15 Jahren im Musikgeschäft immer noch eine gesunde Institution und eben nicht zum toten Kult verkommen. Fans, die die Band bisher geliebt haben, werden sie weiterhin lieben. Nicht-Sympathisanten werden auch mit diesem Werk sicherlich keinen Zugang zu Crematory finden. Als Fan sage ich: Bitte weiter so!

Christian Stiewe – www.sounds2move.de / 29.01.2008