Cradle of Filth „Thornography“ / VÖ 13.10.2006

 

 

Eines muss man vorab ganz klar sagen: Wer bisher kein Fan von Cradle of Filth war, der wird die Band auch nach „Thornography“ nicht mögen. Der Grund ist simpel, denn oberflächlich betrachtet machen die Briten auf ihrem neuen Album genau das, was man von ihnen kennt und wofür ihre Fans sie seit Jahren schätzen (und die Kritiker hassen). Bei genauerer Betrachtung gibt es allerdings doch deutliche Änderung, die dem Spotter natürlich weder auffallen werden, noch wird es ihn in irgendeiner Weise interessieren. Alle anderen sind hiermit eingeladen weiter zu lesen.

 

„Thornography“ zeigt Cradle of Filth nämlich alt bewährt und zugleich um Neuerung bedacht. Geblieben sind die alten Trademarks wie dynamische Tempowechsel, treibendes Drumming und der markante Gesang von Frontmann Dani Filth. Allerdings scheint dieser die hochfrequenten Gesänge langsam aber sicher satt zu sein. Die quiekenden Schreilaute des kleinen Engländers wurde im Vergleich mit dem Vorgänger „Nymphetamine“ noch einmal merklich reduziert und haben mehr Platz für gesanglichen Entfaltungsspielraum gemacht. Zudem hat die Band den orchestralen Vorschlaghammer, der „Damnation and a Day“ deutlich dominiert hat, auf ein kaum mehr wahrnehmbares Niveau reduziert, was auch für den Einsatz der epischen Chöre gilt (zum Leidwesen von Sarah Jezebel Deva, die auf dem neuen Album nur sporadisch zum Zuge kommt). All das tut Cradle of Filth und ihrem achten Album objektiv betrachtet sehr gut und sorgt für ein gradliniges Album, wie es sich nicht wenige Fans seit der Veröffentlichung  von „Median“ gewünscht haben. Außerdem haben sich mit „The Byronic Man“ (inkl. Gast-Vocals von HIMs Ville Vallo), „I am the Thorn“, „Tonight in Flames“ oder aber „Libertina Grimm“ einige Perlen auf „Thornography“ breit gemacht. Ein großer Pluspunkt ist übrigens auch die glasklare und transparente Produktion von Andy Sneap, der Cradle of Filth dieses Mal ins beste Licht gerückt hat und seinem Ruf als Koryphäe unter den Soundtüftlern einmal mehr alle Ehre gemacht hat. Cradle of Filth haben sowohl musikalisch als auch persönlich alles richtig gemacht, indem sie sich wegen Neidern, Kritikern und Sprücheklopfern auch dieses Mal nicht verbogen haben. Bisher hat der Erfolg den Bleichgesichtern Recht gegeben. Das wird mit „Thornography“ wieder der Fall sein.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 09.10.2006