Cradle of Filth „Harder, Darker, Fast: Thornography Deluxe“ / VÖ 01.02.2008

 

 

Werte Wächter des Schwarzen Tores, euer Feindbild Nr. 1 ist zurück und präsentiert euch eine Steilvorlage par excellance! Denn nicht nur dass die selbstironischen Engländer von Cradle of Filth eine neue Veröffentlichung in die Regale der Kommerztempel stellen, es handelt sich sogar noch um einen Re-Release. Also nix wie an die Steine und immer fleißig geworfen.

 

Die Kommerzfahnder werden erzürnt sein, schließlich ist „Thornography“ keine 18 Monate alt. Und wenn ich jetzt sage, dass „Harder, Darker, Faster“ dennoch eine lohnende Angelegenheit darstellt, sollte ich am besten im Interesse meiner Gesundheit schleunigst das Weite suchen. Dabei sprechen die nackten Zahlen nicht einmal eine so undeutliche Sprache. Immerhin wurde die Zweitauflage des grün-gelb verpackten Silberlings mit satten 6 neuen Songs ausgestattet. Hinzu kommen virtuelle Lyrics, Videos und weitere Goodies auf der DVD. Und auch der interaktive Aspekt dieser Platte sollte nicht außen vor gelassen werden, denn der Fan bekommt die Möglichkeit die Stücke „Lovesick for Mina“ und „Under Huntress Moon“ in Eigenregie zu remixen. Wer also schon immer mal den Wunsch hatte Danis quickende Vocals einfach rauszuschmeißen, der hat jetzt die Gelegenheit dazu. Mehr Bums im Schlagzeug? Dann einfach die Gitarren runter und die Drums nach oben gezogen. Wer weniger verspielt ist, kann sich über die hochwertigen Bonustracks freuen, die nicht weniger gelungen sind als die Songs, die es anno 2006 auf die normale Version des Albums geschafft haben. „The Snake-Eyed and the Venomous“ etwa hätte sich wunderbar zwischen Nummern wie „Dirge Inferno“ und „I am the Thorn“ gemacht. Das von Dani Filth auf deutsch eingezählte „Helloween II“ ist für eine Truppe wie Cradle of Filth mit einem geradezu partytauglichen Refrain ausgestattet, während „Stay“ sogar für eine immer wieder heiß diskutierte Band einen mutigen Schritt darstellt. Immerhin beginnt das Stück in bester Enja-Manier mit sphärischen Keyboards und ruhigem weiblichem Gesang, bevor Dani Filth und Paul Allenders Gitarre die Ballade ihrer Unschuld berauben. Wer beim Track „Nymphetamine“ schon skeptisch war, der muss nun ganz stark sein. Allerdings sollte auch erwähnt sein, dass besagtes Experiment glückt und der Beweis angetreten wird, dass eine Ballade auch mit Grunts und Screams versetzt funktionieren kann. Wie zur Versöhnung wird im Anschluss mit „Devil to the Metal“ noch einmal der tobende Stier von der Leine gelassen, der in besten „Glided Cunt“ Manier für einen standesgemäßen Ausklang sorgt.

 

Angesichts der hochklassigen eigenen „Resterampe“ können Cradle of Filth allen Kritikern auch diesmal wieder gelassen entgegen blicken. Irgendwie fühlt man sich bei dieser Band immer wieder an den kautzigen „Jehova-Opa“ erinnert, der im Film „Das Leben des Brian“ eigentlich gesteinigt werden sollte. Denn auch die Cradle-Jungs tanzen ihren wutentbrannten Gegner am liebsten mit einem breiten Grinsen auf der Nase herum. Das muss wohl der schwarze britische Humor sein. In diesem Sinne: Jehova, Jehova...!

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 28.01.2008