Cor Scorpii „Monument“ / VÖ Frühjahr 2008

 

 

Aus der Asche von Windir sind einige Bands hervorgegangen: Man denke an Vreid, Mistur, Sigtyr und eben Cor Scorpii. Vreid mischen das Andenken an Valfar mit Black'n Roll und Groove, während die anderen Bands die epischen Wurzeln mehr betonen. Cor Scorpii hatten mit der "Atterganger"-EP vor knapp zwei Jahren ja bereits eine kleine Kostprobe ihres Könnens gegeben. Mit "Monument" ist nun dieser Tage das Debüt dieser Sognametaller erschienen.

 

Und gleich der Opener "El Vane Svart" zeigt mit seiner eigenartigen Kombination aus Quietsche-Akkordeon und flirrenden Gitarrenlicks, dass Einsamkeit, Euphorie, Trauer und Tatkraft auch von den Erben Windirs musikalisch umgesetzt werden können. Nun sollte man Cor Scorpii auch nicht zu sehr mit den Vorbildern vergleichen, auch wenn Valfars Werk immer wieder aufgegriffen wird. Denn durchaus eigenmächtig gehen Cor Scorpii zu Werke, trockener, mit weniger Hall als wir von Windirs "Arntor" kennen. Auch hakeligere Passagen werden ins flott zu nennende Grundtempo der Tracks integriert. Kompositorisch wird Valfar auf eigenem Terrain kaum zu übertreffen sein, doch die Schüler haben sich anstellig gezeigt, wie man hören kann.

 

"Endesong" erinnert vor allem anfangs stark an "1184" oder "Likferd", um dann jedoch einen eigenen Weg zu beschreiten. Und der ist dornig, nicht verschneit. Obwohl wir den Geruch des Schnees nicht verlieren, vor allem wenn in der Songmitte die erhaben-akustischen Klänge ertönen. "I The Damned", ein Highlight der CD, fährt nun vollends andere Perspektiven auf, musikalischer Black Metal von sehr interessantem Riffing wird uns geboten; düstere sägende Vibes treiben den metallischen Keil tief ins Fleisch des soeben erlegten gelbäugigen Schwarzwolfs. Das splittert und sieht nicht anheimelnd aus. Und die orientalische Hintergrundmelodie fordert zum Tanze mit den schattenhaften Wesen am Lagerfeuer...

 

"Our Fate Is Our Curse" ist ein langer, verschachtelter Track mit atmosphärischen Passagen und bösen Gesängen zu quietschenden Harmonien, voller epischer Breitwand-Bombast wird uns geboten. Das folgende Instrumental "Helvetesfossen" beschert uns sodann Viking-Folk, ergreifende, melancholische Töne zaubern ein filigranes Gerüst transparenter Schneekristalle, zerbrechlich, dennoch stark. Der tropfenartig vorgebrachte Keyboardanteil vom Ende des Instrumentals erinnert aber auch dermaßen an Windirs "Journey To The End" vom "1184"-er Album... "Oske Og Innsikt" enthält die von Windir so bekannten heroischen Chöre nach einleitendem Gefauche; Tempo und Atmosphäre wechseln sich ab, der Orient begegnet uns, denn zurückkehrende Kreuzfahrer teilen mit uns das Nachtlager. Death-Growls komplettieren den variabel eingesungenen Song, der am Ende beinahe dazu verleitet, Valfars Silhouette am Horizont erscheinen zu sehen... "Kjettar" hämmert bedrohlich schwarzmetallisch, bevor "Bradger I Stein" das Album in Weite heldenhaft choral ausklingen lässt, Valfar ist nun unter uns, denn diesen überdeutlichen Ruf kann einfach niemand überhören, auch nicht an Odins Tafel... Gäbe es Noten, es würde acht geben, ganz klar.

 

M.E. – www.sounds2move.de / 09.04.2008