Coppelius „Zinnober“ / VÖ 29.10.2010

 

 

Mit „Zinnober“ legt die Berliner Ausnahmeformation, die stets stilvoll im Gehrock, mit Zylinder und Butler unterwegs ist, ihr nunmehr drittes Album vor. Und gleich der erste Song nach dem Intro „Diener 5er Herren“ gibt auch gleich einen Einblick in den Tagesablauf des Butlers Bastille. Temporeich, voller Abwechslung und im gewohnt gut organisiertem Chaos kommen die einzelnen Stücke daher, die zwar allesamt mit einer Durchschnittslänge von ca. 3:30min pro Song recht kurz sind, dies aber durch die Qualität, Tempo und schiere Menge (16 Songs sind auf dem Album vertreten) locker wieder wettmachen. Neben dem bewährten Instrumentarium bestehend aus Cello, Contrabass, Klarinetten, Schlagzeug und Triangel (!), teilen sich die Herren mit ihrem Butler auch die Gesangsparts, die je nach Song mal auf Deutsch („Der Handschuh“, „Risiko“ etc.), mal auf Englisch („I told you so“) präsentiert werden.

 

Dass Coppelius quasi eine Metal-Band aus dem 18.Jahrhundert sind, bei der die Klarinetten den Part der E-Gitarren übernehmen, ist ja bekannt. Auf „Zinnober“ fügen sie ihrem eigenen Stil neue Nuancen hinzu, bei der die Klarinetten in manchen Passagen fast schon jazzmäßig klingen. Mit „Gumbagubanga“ haben sie auch eine Hymne im Programm, die zum Mitsingen förmlich einlädt. „Damen“ rockt ebenfalls gut ab. „Stetig fromm“ ist eine kleine Atempause, die belegt, dass die Herren von Coppelius auch die langsamen Klänge vortrefflich beherrschen. Mit dem instrumentalen „Genghis Khan“ haben Coppelius sogar noch eine waschechte und darüber hinaus gelungene Coverversion von Iron Maiden auf den Silberling gepackt. Und mit „Coppelius hilft!“ haben sie auch endlich ihren Leitspruch in ein musikalisches Gewand gehüllt. Das langsame „Ade mein Lieb!“ bildet den perfekten Abschied vom Album, welches textlich viel von dem romantischen Autor E.T.A. Hoffmann zitiert. Für die Fans der Band ist die Scheibe ein Pflichtkauf, aber auch alle anderen, denen Coppelius bislang fremd waren, sei „Zinnober“ nahegelegt, denn die Musik ist wirklich etwas besonderes, welches positiv aus der Menge heraus sticht.       

 

Steve Palaser – www.sounds2move.de