Comeback Kid „Through the Noise“ (live) / VÖ 24.10.2008

 

 

Ich habe es noch bildlich vor mir wie ich unseren Core-Spezi Basti ungläubig frage, warum Comeback Kid ihren Fans eine Live-DVD mit der lächerlichen Spielzeit von 40 Minuten (Dauer des reinen Konzertmitschnittes) unterjubeln wollen. Diese Tatsache gab mir, dem nur Gelegenheits-Hardcore-Gourmet leichte Rätsel auf. Nach dem Konsum von „Through the Noise“ weiß ich warum ich als Antwort nur mit einem breiten Grinsen und einem Augenrollen bedacht wurde.

 

Viel länger halten Publikum und Band ein solches Tempo nämlich wohl kaum durch. Vollgas ist das einzige Tempo, das die fünf Freunde des melodischen Hardcore und die Pit-Figher vor der Bühne kennen. Hier wird maximal für markige Gangshouts inne gehalten, bevor das Gaspedal wieder durchgetreten und die Körpergulaschkanone wieder angeworfen wird. Das sieht in Verbindung mit rotierenden Circle-Pits und massivem Stagediving extrem fett aus und bringt die Hardcore-typische Intensität sehr authentisch in die heimischen vier Wände. Da diese in Leipzig Ende 2007 mitgefilmte Show im Rahmen der „Never say die“-Tour gespielt wurde, ist der Bühnenrand mit haufenweise Zaungästen gespickt, die entweder irritierend unbeteiligt im Hintergrund stehen, oder sich mit Anlauf selbst in die Menge stürzen. Dass man hier mit gerade einmal 6 Kameras gearbeitet hat, fällt zu keinem Zeitpunkt auf, da die Bilder nichtsdestotrotz sehr stimmungsvoll und abwechslungsreich gehalten sind und man sich konstant in Mitten des Geschehens wiegt. Auch der Sound stimmt und ist angenehm roh, während Hits wie „The Trouble I love“, „Die Tonight“, „Broadcasting...“  und „Wake the Dead“ erbarmungslos vorantreiben. Dass man das Bild konstant mit einem blau-grauen Effekt belegt hat, könnte unter Umständen manchem Konsumenten missfallen, ebenso wie der ständige Flyer-Regen vom Bühnenrand auf Dauer nervt. Darüber hinaus frage ich mich wo „Give’r“ und „Final Goodbye“ geblieben sind, die auf der fanfreundlicherweise beiliegenden Live-CD enthalten sind, auf der DVD allerdings fehlen. Dafür wurde jene mit einer 70-Minuten Band-Doku über Comeback Kid gepimpt, die sehr nett gemacht und aufschlussreich ist und darüber hinaus einiges an selbst gefilmtem Live- und Backstagematerial (u.a. von der allerersten Show in der CBK-History) bietet. Jedoch weißt das Filmchen hier und da kleine Mängel bei der Soundqualität der Bandinterviews auf. Wer schon immer erfahren wollte, dass Comeback Kid eigentlich nie gemeinsam Proben und wem bisher nicht bewusst war, dass Andrew Neufeld die Band einst gründete um vom Mikro an die Gitarre wechseln zu können (na das hat ja geklappt...) , kommt bei diesem Blick hinter die Kulissen voll auf seine Kosten. Nach 40 Minuten hat man – um die Kurve zum Beginn des Review zu kriegen – dann trotz qualitativ ansprechender Vorstellung langsam genug vom Hardcore / Punk Gebräu der Band und dürstet nach anderen Klängen. CD und DVD bietet zusammen rund 2 Stunden Material, was absolut ausreichend ist und zu einem fairen Preis im Handel zu haben sein sollte. Für Fans und Interessierte auf jeden Fall eine runde, lohnenswerte Sache mit leichten Abzügen in der B-Note.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 28.12.2008