Comeback Kid "Die Knowing" / VÖ 07.03.2014

 

 

 

Zum ersten Mal in der Geschichte von Comeback Kid mussten die Fans länger als zwei Jahre auf einen neuen Longplayer warten. Am Ende waren es sogar deren vier. Nach einem Besetzungswechsel an der Gitarre (für Casey Hjelmberg kam Stu Ross) kommt nun also "Die Knowing" in den Handel, das mittlerweile fünfte Album der Kanadier.

 

Der Einstieg mit dem Titeltrack gestaltet sich dann gleichermaßen schleppend wie bedrohlich und ultra-heavy. Danach kommt mit "Lower the Line" der erste Nackenbrecher, um dem Zuhörer gleich mal die Frisur neu zu legen. Der Aufbau ist dabei zwar eher simpel gehalten, das Stück funktioniert aber natürlich trotzdem. Genauso wie der bleischwere Breakdown-Brocken "Wasted Arrows", der direkt im Anschluss dahingerotzt wird und ein paar nette Shout-Passagen in petto hat. In vergleichbarem Fahrwasser geht es dann ein paar Songs lang weiter, bevor erst "Unconditional" das Tempo etwas drosselt, sich in mehr Zurückhaltung übt (mal abgesehen vom Gesang, der auch hier Gift und Galle spuckt) und insgesamt melodischer und mit mehr Harmonien daher kommt als die Songs, die uns auf "Die Knowing" zuvor angeboten werden. Daran ändert auch das späte punkige Intermezzo nichts. Und punkig soll es bleiben, denn "Didn't even mind" ist nicht weniger als ein reinrassiger Punkrock-Song, der sogar eine beachtliche Eingängigkeit aufweist und mal wieder den Beweis antritt, dass Comeback Kid nicht nur Auf-die-Fresse beherrschen. Der Rausschmeißer "Sink in" schlägt dann noch mal in eine ähnliche Kerbe und lädt sogar mit noch mehr Nachdruck zum Mitsingen ein. Davon hätte es für meinen Geschmack sogar noch etwas mehr auf diesem Album geben dürfen, aber wir wollen uns mal nicht beschweren. Im Gegenteil werden Fans der frühen Alben sogar verzückt feststellen, dass auch noch jemand anderes scheinbar Lust verspürt hat auf "Die Knowing" mitzusingen, nämlich der ehemalige CBK-Frontmann Scott Wade, der erstmals seit "Wake the Dead" wieder auf einem Album seiner einstigen Kollegen zu hören ist und "Full Swing" eingesungen hat.

 

Stellt sich nur die Frage, warum man die ganzen Hits ebenso wie die Rückkehr des verlorenen Sohnes so weit hinten auf dem Album platziert hat. Das Beste zum Schluss? Oder Angst vor der eigenen Courage? Will man am Ende nicht zu früh schon zu melodisch klingen, um den derbe Härte liebenden Teil der Zielgruppe nicht zu verschrecken und hat die Gassenhauer deshalb etwas weiter hinten versteckt? Interpretationssache. Sicher ist nur, dass "Die Knowing" letztlich doch alle potentiellen Zuhörer auf die eine oder andere Art und Weise zufrieden stellt. Es gibt auf die Fresse, es gibt derbe Breakdown, es gibt Geschwindigkeit und es gibt was zum Mitsingen. Viel mehr kann man von einem knapp halbstündigen (Melodic) Hardcore-Album nicht erwarten.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de