Claustrofobia “I See Red“ / VÖ 30.10.2009

 

 

Dass auch aus Südamerika ab und an eine wirklich gute Metalband den Weg in die europäischen Ohren findet, ist längst eine Binsenwahrheit. Wieso man den brasilianischen Klaustrophoben die Aufnahme in den von Sepultura präsidierten Olymp (noch) verwehren sollte, entnehmt ihr folgenden Zeilen.

 

„I See Red“, das vierte Album des seit 1994 bestehenden Quartetts, versinkt nämlich hoffnungslos im tiefen Sumpf des Mittelmaßes. Die Formel von Claustrofobia ist denkbar simpel: Man mische (meist schnellen) Thrashbeat mit Blasts und nicht wenigen todesmetallischen Groove-Parts. Leider ist das Songwriting in etwa so spannungsarm wie diese Formel alt ist. Als die wenigen Höhepunkte erscheinen mir „Raining Shit“ und „Don't Kill The Future“. „Beneath The Remains“ ist zudem ein nettes Uptempo-Stück, jedoch hat man all das bei verschiedenen Genrekollegen schon um einiges besser gehört. Dem Album fehlen die markanten Höhepunkte. Das Ganze hat zu wenig Wiedererkennungswert, zu wenig bis gar nichts von dem, was einen dazu treibt, ein Lied/Album zigmal durchzuhören.

 

Auch der Schlusstrack ändert nichts mehr an diesem wenig euphorischen Eindruck. Um in der zusehends überbevölkerten Nische des thrashigen Death Metal seinen Platz zu behaupten und auf sich aufmerksam zu machen, braucht es mehr, viel mehr als die Brasilianer uns hier zeigen. Selbst ein vermeintlicher Pluspunkt von „I See Red“, die für Thrash-Verhältnisse schon fast epische Länge von über 52 Minuten, kehrt sich ins Negative, wenn man die Sache von dieser Seite betrachtet: Lieber 25 Minuten beste Unterhaltung als 50 Minuten Langeweile.

 

Richard Hänzi – www.sounds2move.de / 15.11.2009