Civil War "Gods and Generals" / VÖ 08.05.2015

 

 

 

In einem nicht gerade unbekannten Rocksong von Axl Rose heißt es "We don't need no Civil War". Das mag politisch und humanistisch gesehen ohne jeden Diskussionsspielraum richtig sein, im Power Metal ist die Sachlage eine andere. Hinter dem Namen Civil War verbirgt sich bekanntlich die einstige Instrumentalmannschaft der Szenelieblinge Sabaton, die hier in eine grundsätzlich ähnliche Kerbe wie die mittlerweile ehemaligen Kollegen schlagen. Sogar den lyrischen Schwerpunkt hat man konserviert und selbstverständlich nun auch auf dem zweiten Album ins inhaltliche Rampenlicht gestellt.

 

Mit der vollen Breitseite Keyboard-Fanfare, mehrstimmigen Chören und pompösem Drumherum steht man natürlich Schulter an Schulter mit den Landsleuten Brodén/Sundström. Inhaltlicher Unterschied: Civil War verzichten bewusst auf einen Erster und Zweiter Weltkrieg-Schwerpunkt, stattdessen reitet man zeitgeschichtlich relativ zwanglos durch verschiedene Kriege und hat sowohl die tapferen Schotten ("Braveheart") als auch die historische Schlacht in der kubanischen Schweinebucht ("Bay of Pigs") auf dem Schirm. Auf entsprechende musikalische Einsprengsel verzichtet man hier allerdings, wohl um den oberflächlichen roten Faden in den Texten auch auf die Musik zu übertragen. Wobei es grundsätzlich irgendwie spannend gewesen wäre zu hören, wie etwa ein Hybrid aus schwedischem Power Metal und karibischer Folklore geklungen hätte. Zumindest für "The Mad Piper" macht man eine Ausnahme und präsentiert Marsch-Drums und Dudelsäcke (aus der Konserve?). Ebenfalls im Sortiment: Wikinger ("Tears from the North") und der US-Bürgerkrieg ("USS Monitor"). So ganz ohne den Zweiten Weltkrieg geht es dann doch nicht, man belässt es aber bei einer Nummer zum Schlachtfeld Europa ("Schindler's Ark") und widmet sich zusätzlich lieber noch dem hierzulande nicht ganz so bekannten Pazifikkrieg zwischen den USA und Japan ("Back to Iwo Jima"). Das ist so weit alles ganz spannend und auch breit gefächert, hätte musikalisch hingegen für meinen Geschmack ein bisschen mehr Pfeffer gebrauchen können. Nichts gegen gute Midtempo-Songs, und auch der Hymnenfaktor für die Fans stimmt. Aber so richtig mitreißen wollen einen dann doch vor allem die Vollgasnummern ("USS Monitor", "Gods and Generals"). Davon hätten es ruhig ein paar mehr sein dürfen, außerdem ist Patrik Johansson (auch Astral Doors) in meinen Augen keine A-Besetzung für den Gesangsposten bei einer Band mit dieser stilistischen Ausrichtung. Man kann eben nicht alles haben, ein solides bis gutes Power Metal-Album erhält man mit "Gods and Generals" aber allemal.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de