Chimaira „Chimaira“ – Plattenkritik / VÖ 08.08.2005

Was Korn und Deftones für den New Metal waren sind Chimaira für die New Wave of American Heavy Metal – kurz NWoAHM oder Metalcore. Doch diese Combos verbindet noch mehr: Obwohl genannte Bands mit ihren  (frühen) Alben einen Trend lostreten konnten haben sie sich genau so schnell wieder von selbigem distanziert wie von einem ungeliebten Kind. Chimaira machen mit ihrem selbstbetitelten neuen Album einen Schritt in die richtige Richtung und genauso wie zu New Metal Zeiten gilt auch bei diesem Trend wieder die Devise: Nur die harten kommen in den Garten.

Denn in einer Zeit in der auf jeder 2. Veröffentlichung ein Aufkleber mit der Aufschrift „Metalcore im Stil von Killswitch Engage und Chimaira“ klebt tritt das amerikanische Sextett die Flucht nach vorne an. Und huldigt dabei nicht nur seinen Idolen, sondern befördern sich auch selbst in eine völlig andere Liga. Auf „Chimaira“ spielt die Band blitzsauberen, modernen Death Metal, der vor prägnantem und hochklassigem Riffing nur so sprudelt. Freunde von Pantera und Metallica werden vor Freude in die Luft springen. Das Schlagzeug gibt ordentlich Gas und feuert treibendende Rhythmen und Double-Bass Salven im Sekundentakt ab. Wie das gesamte Material so klingt auch der Gesang und der dazugehörige lyrische Output von Sänger Mark Hunter ausgereifter und bedachter als in der Vergangenheit. Trotzdem bleiben sich Chimaira in einer Sache treu – das Material geht immer noch voll aufs Fressbrett und seinen Nackenmuskeln tut man mit „Chimaira“ auch keinen Gefallen.

Ähnlich wie bei „Soundtrack to your Escape“ von In Flames braucht auch dieses Album Zeit um sich zu entfalten, dann allerdings bleibt nicht nur das saustarke „Nothing Remains“, sondern auch „Salvation“, „Left for Dead“ oder der Rausschmeißer „Lazarus“ unvermeidlich im Gehörgang haften. „Chimaira“ ist ein mehr als intensives Stück Metal geworden, das sogar mit unerwarteten Prog-Elementen aufwarten kann. Zieht man die alte Floskel über das 3. Album einer Band, welches angeblich über „relevante Konstante“ oder „ab in die Belanglosigkeit“ entscheidet aus dem Hut, dann kann man im Falle von Chimaira nur zu einem Resümee kommen: Willkommen in der Champions League.

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 02.08.2005