Cesair “Dies, Nox et Omnia (Sine Fine)“ / VÖ 22.05.2015

 

 

Die Niederländer Cesair waren für mich die Entdeckung auf dem Autumn Moon Festival Ende Oktober. Die bezaubernde Mischung aus Folklore, Mittelalter- und Weltmusik konnte dort nicht nur mich überzeugen. Auch auf CD machen die fünf Jungs und Mädels eine gute Figur. So wurde das 2013er Debüt „Dies, Nox et Omnia“ in diesem Jahr mit dem Zusatz „Sine Fine“ noch einmal neu aufgelegt. Da viele Leser die Band möglicherweise noch nicht kennen (so wie bis vor kurzem auch der Verfasser dieser Zeilen), will ich nicht nur auf die Neuerungen eingehen, sondern das Gesamtwerk im Auge behalten. Und das beeindruckt nicht nur durch seine vielfältigen Einflüsse nachhaltig, sondern auch durch seine ergreifende Umsetzung. Fröhliche irische Folklore („The Wanderings of Oisín“) trifft auf beschwörende orientalische Klänge („Atiny Naya“), träumerische Balladen aus Schweden („Du som har“) und Wales („Y Gododdin) werden durch mystisch-klerikale Klänge aus den mittelalterlichen Niederlanden ergänzt („Minnic Soe Stervic“). Nicht nur bei diesem Song ist die Gänsehaut garantiert. Zu den Höhepunkten gehören auch das schöne griechische Klagelied „Graeica“ und das schwedische Traditional „Bergatrollets Friari“, das durch entsprechende Coverversionen von unter anderem Garmarna und In Extremo wohl besser als „Herr Mannelig“ bekannt geworden ist. Hervorheben sollte man allerdings, dass bis auf wenige Ausnahmen die Musik von Cesair stammt und die alten textlichen Vorlagen entsprechend adaptiert wurden. Dass die Instrumentierung den verschiedenen Stilrichtungen entsprechend vielschichtig ist, sollte klar sein. Und auch Sängerin Monique weiß sich den jeweiligen Stimmungslagen perfekt anzupassen. So weit so gut. Doch ein paar Worte der Kritik muss ich auch los werden. Diese betreffen allerdings nur die Neuauflage „Sine Fine“. Denn deren Sinn hat sich mir nicht erschlossen. Klar, der Sound wurde deutlich verbessert, klingt nun noch transparenter und detailreicher. Doch der Hauptunterschied besteht darin, dass es von vier Stücken Remixe gibt, angefertigt von unter anderem Corvus Corax und Schwarzblut. Diese können meiner Meinung nach den Originalen in keiner Weise das Wasser reichen. Die zum Teil vorhandenen elektronischen Elemente wirken sogar regelrecht deplatziert. Das wäre nicht weiter schlimm, hätte man sie als Bonus zusätzlich auf den Tonträger gebannt. Doch leider ersetzen sie die Originale. So kann ich jedem, der die Band anchecken will (was ich wärmstens empfehle), nur den Kauf des Original-Albums ans Herz legen. Und ob es sich für jemanden, der dieses schon hat lohnt, nun auch „Sine Fine“ zu kaufen, bezweifel ich ein wenig. Doch sollte das niemanden davon abhalten, Cesair eine Chance zu geben.

 

Alexander Dontscheff - www.sounds2move.de