Central Park "Unexpected" / VÖ 31.07.2006

Kommen wir nun zur Kuriosität des Tages bzw. einer Geschichte, die man so nicht alle Tage hört. 1983 in München gegründet, brauchte die Prog-Rock Formation Central Park ganze 23 Jahre (!), um mit "Unexpected", ihr Debütwerk zu veröffentlichen. Wenn man es jedoch genau nimmt, dann sind es "nur" 17 Jahre, da das vorliegende Songmaterial großteils aus dem Jahr 1989 stammt, was aber immer noch rekordverdächtig ist. Wenden wir uns nun also einer Band zu, die sich nach dem Split Up von 1989 nun wieder erhoben hat, um die Welt endlich mit ihrer Musik zu beglücken.

CD
Ich habe in meinem Vorwort ganz absichtlich "beglücken" geschrieben, da ich der Meinung bin, dass es sich bei "Unexpected" um eine extrem hörbare Angelegenheit handelt. Denn progressive Musik hat einen großen Vorteil, nämlich dass es eine zeitlose Musikrichtung ist. Und handelt es sich zusätzlich gar noch um superben Prog-Rock, wie es bei den vorliegenden Songs der Fall ist, dann ist es egal, ob die Musik aus dem Jahr 1989 oder 2006 stammt. So handelt es sich bei "Unexpected" um ein Album, dem man sein Alter größtenteils nicht anhört und wenn doch, dann wird man mit feinsten Melodien verwöhnt, die so nur aus den 80er Jahren stammen können. Mit einer geradezu erschreckenden Selbstverständlichkeit vermischt die Band leichtfüßige und anspruchsvolle Melodien miteinander, um daraus hoch stehende Songs zu erschaffen. Schon allein der Opener "Face the Space" mit seinem psychedelischen Einstieg und seinem eingängigen Refrain ist der Beweis dafür, dass Central Park im Grunde in der oberen Liga der Prog-Bands spielen sollten. Aber auch "Witness of Today", das mit seinem treibenden Rhythmus zu überzeugen vermag, "Sleep on Mr.President" mit seinem gelungenen Wechsel zwischen besinnlichen und rockigen Klängen, die beiden typischen 80er Jahre Rock-Nummern "Desert Angels" und "She´s in the Case" oder das Keyboardgetragene "Love Energy" sind zweifellos das Anhören wert. Kernstück des Albums bildet jedoch das 22-minütige und in 5-Tracks aufgeteilte "Don´t Look Back", bei dem sich Central Park von allen musikalischen Konventionen loslösen. Von treibendem Prog-Rock, psychedelischen Momenten und musicalmäßigen Gesangseinlagen offenbart dieser Song das ganze Können der Band. Auf diesem Track ist zusätzlich auch die Schauspielerin und Sängerin Dagmar Hellberg zu hören, die mit ihrem zerbrechlich wirkenden Gesang den idealen Gegenpart zu Sänger Heiko Möckel bildet. Alleine schon für "Don´t Look Back" lohnt sich der Kauf dieses Album, da dieser Song mit seinem variablen Wesen gar nicht anders kann, als zu begeistern. Dass es die Band aber auch noch heutzutage drauf hat und in keiner Weise eingerostet ist beweist sie mit dem gelungenen Song "Silent Garden", der aus dem Jahr 2006 stammt. Einzig die Tatsache, dass dieser Song nicht analog wie die restlichen Stücke, sondern digital aufgenommen wurde, stört ein wenig. Dieser Song klingt in seiner Produktion doch zu modern und überschattet somit die anderen Stücke, in denen der Geist der 80er Jahre auflebt. Aber diese Kritik ändert nichts daran, dass Central Park gesanglich und instrumental einen tadellosen Eindruck hinterlassen und mit "Unexpected" ein rundum gelungenes Album abliefern.

DVD
Neben der CD, die alleine schon 78-minuten puren Prog-Rock bietet, liegt als Schmankerl noch eine DVD mit 47-minuten Lauflänge bei. Auf jener kann man die Band bei einem 2006 absolvierten Live-Auftritt beobachten, wobei die Songs "Face the Space", "Sleep on Mr.President" und "After the Funeral" zum Zuge kommen. Zusätzlich gibt es noch einen TV-Auftritt mit dem Song "Love Energy" und einen Live-Auftritt mit dem Stück "Prima Donna", die beide aus dem Jahr 1986 stammen. Und wer dann immer noch nicht genug von Central Park hat, der kann sich die 14-minütige Dokumentation "Decades to Reunion" reinziehen.

Kommen wir nun zu meinem obligatorischen Schlusswort, das in diesem Fall, sehr lobend ausfallen wird. Handelt es sich bei "Unexpected" doch um ein Album, das allen Prog-Fans gefallen wird. Vor allem jene, die gerne Musik mit starken 80er Jahre Einschlag hören, werden an diesem Silberling ihre wahre Freude haben. Aber auch alle anderen sollten ein Ohr riskieren, da der Prog-Rock von Central Park wirklich über alle Zweifel erhaben ist.

Nando Rohner – www.sounds2move.de / 10.08.2006