Carptree "Man Made Machine" - Plattenkritik / VÖ 29.08.2005
Es mag einen schon erstaunen, wie oft man innerhalb der Prog-Szene auf Künstler trifft, die
es einfach gekonnt verstehen, ihre Musik mit einer enormen Geschmackssicherheit umzusetzen. Da werden musikalische Ideen zu
kunstvollen Klanggemälden geformt, abstrakte Melodielinien ersonnen, sich die künstlerische Unendlichkeit als Grenze gesetzt
und alles wird so dargeboten, dass der Hörer zwar Intellektuell gefordert, aber trotzdem nicht überfordert wird. Diese Kunst
beherrschen auch Carptree, im einzelnen Niclas Flinck (Gesang) und Carl Westholm (u.a Piano, Synthesizer), die nun mit
Man Made Machine ihr drittes Album vorlegen.
Hört man sich das aktuelle Werk der beiden Schweden so an, dann fällt einem eine
Vorliebe für ruhige, aber auf eine Art auch bedrohliche Klänge auf. So ist das ganze Album, von einer Atmosphäre durchzogen,
die einerseits zum Träumen anregt und auf der anderen Seite, ein Unwohles Gefühl der Verunsicherung zurücklässt. So wird z.B.
beim Song The Weakening Sound, durch Piano- und Streichereinsatz, eine fast schon schwelgerische Grundstimmung erbaut
und dennoch, ist das Stück zutiefst düster und bedrohlich. Und so verhält es sich mit so manchem Song auf Man Made Machine,
wobei das Album keinesfalls als ein erdrückendes Werk voller Düsternis abgestempelt werden sollte, da dies dem Gesamtwerk mehr
als nur unrecht tun würde. Denn Carptree sind durchaus um musikalische Vielfalt bemüht, lassen es in Songs wie
Tilting the Scales oder auch In the Center of a Empty Space durchaus auch mal krachen, wobei dabei eine
leichte 70er Jahre Schlagseite zum Vorschein kommt. Ansonsten dominiert bei Carptree vor allem das Piano, auf dem
Carl Westholm ein beachtliches Können demonstriert und somit, so manche Gänsehautmelodie erzeugt. Und wenn wir schon bei der
Gänsehaut sind, dann darf auch der Gesang von Niclas Flinck nicht unerwähnt bleiben, da er mit seiner Stimme den Songs eine
Seele verleiht, die zerbrechlich und wunderschön zugleich erscheint. Dass natürlich auch die Songstrukturen an sich, auf
ganzer Linie überzeugen können, muss man bei den schon erwähnten Pluspunkten, nicht mehr gesondert hervorheben. Vielmehr möchte
ich noch erwähnen, dass man auf Man Made Machine kein schlechtes Lied vorfinden wird, da alle Songs sich auf einem zu
hohen Niveau bewegen und sehr Geschmackssicher umgesetzt sind.
Carptree haben mit Man Made Machine, ein sehr anspruchsvolles und auch edles
Werk erschaffen, dass allen Prog Fans sicherlich gefallen wird. Dennoch möchte ich das Album nicht als Meisterwerk, sondern
"nur" als ausgezeichnet bezeichnen, da aus meiner Sicht, der letzte Schritt zur Genialität noch nicht getätigt wurde.
Paradoxerweise kann ich diese Abwertung nicht genau erklären, ausser dass ich Carptree noch viel mehr zutraue und somit
das grosse Meisterwerk erst noch erwarte.Trotzdem ist aus Man Made Machine eines jener Alben geworden, dass sich kein
Liebhaber von anspruchsvoller Musik entgehen lassen sollte.