Carnivore “Carnivore“ Re-Release / VÖ 04.07.2008

 

 

Die postnukleare Welt wird kein Zuckerschlecken. Geht es nach den Vorstellungen von Peter Steele, die er 1985 musikalisch umgesetzt mit seiner Band Carnivore in Vinyl pressen ließ, wird diese Welt von Kannibalismus, Sexismus und brutaler nackter Gewalt beherrscht. Also genau die richtigen Zutaten für eine gute Metal-Scheibe. Und das selbstbetitelte Carnivore-Debüt ist in der Tat so eine Platte, die ihren Kultstatus völlig zu Recht innehat. Von der ersten Minute (des legendären Hubschrauber-Intros von „Predator“) bis hin zum bitteren Ende als nach der endgültigen Zerstörung der Erde durch die Weltkriege Drei und Vier sich die amerikanische Nationalhymne durch die tosenden Stürme des nuklearen Winters Gehör verschafft, reiht sich hier Klassiker an Klassiker. Alle acht Songs sind wirklich unverzichtbar. Die Cunnilingus-Hymne „Carnivore“, das die Geschlechterrollenverteilung wieder gerade rückende „Male Supremacy“ (hier deutete Peter Steele erstmals an, dass er wirklich singen kann) und das wirklich grandiose „God is dead“ seien als Beispiele genannt. Der postapokalyptische Thrash-Metal, der hier geboten wird, lebt einerseits von seiner Variabilität und seinen für damalige Zeiten unkonventionellen Stilelementen und andererseits von einer nie zuvor gehörten Gesangsdarbietung. Peter Steeles Stimme auf „Carnivore“ ist wirklich einzigartig: unglaublich brutal, aber fern jeden Death-Metall-Gebrülls, dazu durch eine ordentliche Portion Hall technisch verfremdet,  so dass man meinen könnte, man lausche tatsächlich dem thermonuklearen Krieger, der Völkermord als Lebensstil propagiert und der damit beschäftigt ist, die Erde vom menschlichen Ungeziefer zu reinigen.

 

„Carnivore“ wurde nun zum dritten Mal Re-Released und ist in einer limitierten 2000er Auflage als Digipack erhältlich. Als Bonus gibt es drei Demotracks, die allerdings in besserer Version auch auf dem zweiten Carnivore-Album „Retaliation“ zu hören sind. Im Booklet sind die Texte, der das Carnivore-Konzept erklärende Originaleinleitungstext des Albums sowie der bereits auf den vorangegangenen Re-Releases enthaltene Nachruftext enthalten. Es gibt auch einige Fotos zu bewundern, leider fehlt die Original-Zeichnung, die im Innencover der LP zu finden war.

 

Alexander Dontscheff - www.sounds2move.de / 14.07.2008