Carnifex “Until I feel nothing” / VÖ 28.10.2011

 

 

“Na dann zaubern wir doch einmal schnell ein neues Album aus dem Ärmel“ – wenn man böswillig ist, könnte man diesen Gedankengang dem kalifornischen, dem Deathcore verschriebenen und laut Presseinfo Thrash Metal zugeordneten Quintett Carnifex durchaus unterstellen. Anders jedenfalls kann man sich die wirklich kurze Entstehungsphase von “Until I feel nothing” von gerade einmal 20 Monaten nicht wirklich erklären. Vor allem, wenn man an dieser Stelle bedenkt, dass es zwischendrin noch diverse Touren zu absolvieren galt. Aber nichtsdestotrotz: Carnifex, ready for the next level?


Nun ja, das nächste Level erreicht haben die Kalifornier mit “Until I feel nothing” nicht ganz. Dafür klingt das Scheibchen viel zu sehr nach einer nahtlosen Fortsetzung des Vorgängers „Hell chose me“. Aber wenn das Material auf dem Vorgänger brauchbar war, warum auch nicht? Man muss ja nicht jedes Klischee der Marke „typisch Corekids, jetzt wird schnell der Style gewechselt, ein paar evil words mehr in die Lyrics eingebaut, die Ohrlöcher um 2 mm mehr gedehnt, der böse Blick aufgesetzt und schwups sind wir nicht mehr Grind-, sondern Deathcore“ mitmachen (habe ich eigentlich schon erwähnt, dass mir dieses Schubladendenken echt dermaßen auf den Sender geht? Es geht doch um die Musik und nicht um die Optik!). Lassen wir das jetzt einfach mal unkommentiert so stehen und widmen uns dem Wesentlichen. Carnifex behalten ihre bisher bekannten Trademarks bei. Wie gewohnt hauen die Burschen musikalisch alles kurz und klein und zerlegen jeden noch so kleinen Gegenstand in seine Einzelteile („We spoke of Lies“). Die Doublebass-Attaken kombiniert mit der gewaltigen Stimme des Fronters Scott Lewis können sich wirklich sehen lassen. Ob nun Einheitsbrei oder nicht, bei Carnifex hat man jedenfalls nicht das Gefühl, dass man sich mal schnell an allem, was bisher da gewesenen ist, bedient, um damit seine eigene Unkreativität zu überdecken. Raue Melodien, treibende Riffs, perfekt platzierte Breakdowns – sitzt, wackelt und hat Luft!


Bleibt mir abschließend noch zu sagen, dass mit “Until I feel nothing” (könnte man sich als Einstellung für die ein oder andere Live-Show der Jungs als Ziel vornehmen, weil ich nicht glaube, dass man bei solchen Brechern unversehrt aus der Halle wackelt!) ein wirklich gelungenes Scheibchen entstanden ist! Wer mit dem Vorgänger „Hell chose me“ etwas anfangen konnte, wird auch mit dem aktuellen Silberling durchaus gut bedient sein. Ziemlich fett, ziemlich satt, ziemlich geil – auch wenn man hier und da ´ne Sekunde mehr daran hätte arbeiten können. California, here we come! Wer fährt mit?

 

Vanessa Vogl - www.sounds2move.de