Callejon „Blitzkreuz“ / VÖ 15.06.2012
Ein
gepflegtes „Leck mich fett“ zum Gruße. Nachdem Callejon mit ihrem Debüt
„Zombieactionhauptquartier“ und einem lauten Knall auf der modernen
Metal-Bild(und Tanz-)fläche erschienen sind, konnten sie ihre
Popularität mit dem Nachfolger „Videodrom“ sogar noch steigern. Das
ging letztlich sogar so weit, dass die Kölner mittlerweile zum Major
Sony Music gewechselt sind, der jetzt bei „Blitzkreuz“ erstmalig sein
Logo auf ein Callejon-Album drucken darf. Wo
sich beispielsweise Neaera immer mehr in möglichst brutale Härte
hineingesteigert haben (und dabei die Eingängigkeit zu großen Teilen
flöten gegangen ist), lassen Callejon lieber Melodien sprechen und
treffen damit zahlreiche Nerven eines überwiegend jungen Publikums. So
weit, so bekannt, allerdings schaffen die Burschen das auf ihrem
dritten Album dermaßen gekonnt, dass man einfach nicht anders kann, als
„Blitzkreuz“ schon beim ersten Hördurchgang abzufeiern. Was einem hier
um die Lauscher geknallt wird, ist nicht weniger als ein Filetstück des
melodieorientierten Metalcore. Hier begeistert „Atlantis“ mit
sensationellen Göteborg-Zitaten und gutem Text, „Kojote ugly“ und
„Bring mich fort“ verlangen vehement nach Mosh- und Singalong-Action,
„Blitzkreuz“ zitiert zwischendurch schamlos Rammstein-Markenzeichen,
und die abschließende Halbballade „Kind im Nebel“ kommt als gereifter
Nachfahre von „Phantomschmerz“ daher. Einen kleinen Bruder hat auch
„Porn from Spain“ bekommen, der – sehr kreativ – einfach „Porn from
Spain 2“ getauft wurde und abermals mit einem Gastspiel der Hip Hopper
K.I.Z. veredelt wurde. Szenewächtern grinst bei der Gelegenheit auch
gleich Kreator-Mille entgegen, der den Crossover aus Jung und Alt,
Trueness und Nestbeschmutzung perfekt macht. Leichte Entwarnung: Ganz
so auf die Spitze getrieben wie beim 14-minütigen ersten Teil wird die
Sache diesmal nicht, Zeilen wie „Wollt ihr ´nen Ritt auf meinem
Discostick?“ zeigen aber wo der Ironie-Hase lang läuft. Eine richtig
schicke Nummer ist auch „Meine Liebe“, die man kritisch zwar als
Metalcore-Schlager verunglimpfen könnte, die aber trotzdem – wie sagt
man dieser Tage allerorts – leider geil ist. Die bombige Produktion von
Sound-Guru Colin Richardson (Machine Head, Trivium, Slipknot) tut ihr
übriges, um aus „Blitzkreuz“ einen sensationellen Volltreffer zu
machen. Metalcore mag als tot gelten, aber selbst diese Bauernweisheit
spielt Callejon noch in die Karten, die einst offensiv mit einem
Zombie-Image für Aufsehen sorgten und jetzt die untote
Wiederauferstehung von allem sind, was dieses Genre zu seiner Hochzeit
an Highlights zu bieten hatte. Und noch etwas hat diese Scheibe mit dem
klassischen Zombievirus gemeinsam: Maximale Ansteckungsgefahr! Markus Rutten
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