Bullet For My Valentine „Temper Temper“ / VÖ 08.02.2013
Mir
persönlich ist der Griff zur aktuellen Langrille „Temper Temper“ meiner
einstigen Lieblingswaliser Bullet for my Valentine echt nicht leicht
gefallen. Zu tief sitzt noch die Enttäuschung über das Gesamtpaket
namens „Fever“. Platte – Tonne! Promotour – Tonne! Liveleistung –
Tonne! Ich habe echt mit mir gerungen, ob und wie und überhaupt, aber
letztendlich siegte doch die kleine Musikkritikerin in mir. Also nehmen
wir uns die Zeit und schreiben ein paar Zeilen.
„Temper Temper“ wird gleich mit einem ziemlich ohrwurmlastigen
„Breaking Point“ eröffnet. Was im Chorus mit viel „La La La“-Melodie
und Hooks um die Ecke marschiert, kann aber dennoch durch – woohoo, da
sind sie wieder – Screamparts (wenn auch in stark abgeschwächter Form)
und satten Riffs punkten. In guter BfmV-Manier geht es dann bei Songs
wie „The Truth hurts“ oder „Riot“ zur Sache. Knackige Riffs, aggressive
Grundstimmung und satte Drumparts im Background. Die für mich
persönlich größte Überraschung haben sich die Waliser mit „Tears don't
Fall (Part 2)“ einfallen lassen. Ob positiv oder negativ sei nun an
dieser Stelle einfach mal dahingestellt, aber irgendwie erwischt man
sich dann alleine beim Lesen der Tracklist dabei, dass alte
Erinnerungen Einkehr nehmen und man an die ersten Konzerte hierzulande
denkt. Die Melodie ist geblieben, die Shouts von Basser Jason James
sind auch wieder dabei...aber der Rest? Nein! Wer hätte 2006 gedacht,
dass man irgendwann mal zu Bullet for My Valentine „wohooo hooo hoooo
hooo“-Chöre von sich gibt?
Rifftechnisch ist wieder alles einwandfrei platziert, war es auf dem
Vorgänger ja auch, dennoch schleicht sich anno 2013 unglaublich viel
Popattitüde mit „Mitgröhlcharakter“ ein („Dirty little Secrets“,
„Leech“ oder „Saints & Sinners“). Der Pressetext lässt verlauten,
dass „Energie freigesetzt wird, unwiderstehlich und ansteckend“ -
Energie ja, gar keine Frage. Ansteckend irgendwie auch, aber
unwiderstehlich? Man merkt, dass Matt Tuck und Co. definitiv Gefallen
am neuen Stil gefunden haben. Sicherlich, Fans der ersten Stunde, die
diese Entwicklung mitgegangen sind, werden sich über „Temper Temper“
genauso freuen wie über die Vorgängeralben. Ich vermisse aber nach wie
vor einfach ein bisschen mehr von „The Poison“, mehr von „Scream Aim
& Fire“, einfach mehr Bullet For My Valentine und weniger diese
Kommerzrichtung und „Feuerzeuge in die Luft“-Stimmung („P.O.W.“).
„Temper Temper“ - für mich persönlich jetzt nicht das Album, das man
unbedingt in seiner Sammlung haben muss.
Vanessa Vogl - www.sounds2move.de