Bruce Dickinson „Anthology“ DVD / VÖ 16.06.2006

 

 

Nachdem sein letztes Soloalbum „Tyranny of Souls“ Fans und Fachpresse mehr als nur überzeugen konnte wagt Paul Bruce Dickinson sich nun an eine Retrospektive seiner bisherigen Alleingänge. Unter dem Namen „Anthology“ erscheint jetzt ein 3-DVD-Set des mittlerweile 47-jährigen Dickinson, dass einen vollständigen Eindruck davon vermittelt, was der Brite abseits von Iron Maiden über die Jahre getrieben hat.

 

Dabei befassen sich die ersten beiden DVDs ausschließlich mit vergangenen Live-Auftritten. Angefangen mit einer Clubshow in Los Angeles im Jahre 1990, gefolgt von 1996er Mitschnitten aus Spanien sowie einer Show in Sao Paulo von ´99. Interessant ist dabei neben den wechselnden Setlists (nur „Tattooed Millionaire“, „Tears of a Dragon“ und „“Laughing in the hiding Bush“ sind doppelt enthalten) auch die optische Wandlung von The Air Raid Siren. Nachdem man 1990 noch die modischen Altlasten der 80er deutlich erkennen konnte (Fransenlederjacke, hautenge Jeans in bester Spandex-Manier), kann man auch mit ansehen wie sich die zottelige Matte von einst zum gediegenen Kurzhaarschnitt der Gegenwart entwickelt hat. Ein technisches High-End Feuerwerk darf man hier angesichts des alters der Aufnahmen nicht erwarten, aber dafür stimmt der Nostalgiefaktor. Und auch bei aus heutiger Sicht veralteter Technik konnte die Konzertatmosphäre seiner Tage mehr als anständig eingefangen werden. Wenn Mr. Dickinson dann noch Hits wie „Dive Dive Dive“, „The Prisoner“, “All the young Dudes” oder “Bring your Daugher to the Slaughter” raus haut wird es jedem Metal- und Hard Rock-Fan warm ums Herz. Aber Moment? Bruce Dickinson spielt auf seiner Solotour den Maiden-Song „Bring your Daughter to the Slaughter“? Das Gegenteil ist der Fall. Denn ursprünglich schrieb Dickinson den Song nach der Tour der Eisernen Jungfrau zu „Seventh Son of a seventh Son“ für den Soundtrack des Films „Nightmare 5“, für den dieser dann auch aufgenommen wurde. Steve Harris lies den Song dann für Maiden noch einmal neu einspielen, brachte ihn als Single an den Start und bescherte Dickinson und Iron Maiden damit zum Jahreswechsel 1990/1991 eine #1 in den UK-Charts. In der Tat bedient hat sich Dickinson hingegen bei „Black Night“, dass im Original bekanntermaßen von Deep Purple stammt und das Set des Konzertmitschnittes aus LA abschließt.

 

Abgerundet wird das Paket durch die komplette Videografie von Dickinson, die auch das erste Video seiner ehemaligen Kombo Samson von 1980 beinhaltet. Auch seinem in den letzten Jahren immer mehr zunehmenden Redeschwall kann der Ausnahmesänger frönen, nämlich im Rahmen des ausführlichen Interviews zum letztjährigen „Tyranny of Souls“. Wer jetzt noch Gründe sucht, die gegen eine Anschaffung dieser geschichtlichen, optischen und musikalischen Vollbedienung sprechen muss schon ein leistungsstarkes Mikroskop zur Hilfe nehmen.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 19.06.2006