Bring me the Horizon "Sempiternal" / VÖ 29.03.2013

  

Wer es noch nicht mitbekommen hat, der weiß ab sofort, dass Bring me the Horizon bei den Kids verdammt hoch im Kurs stehen. Über Frisuren und quietschbunte Shirts mag man denken was man will, aber dass der Erfolg nicht von ungefähr kommt, beweist "Sempiternal" einmal mehr höchst eindrucksvoll. Die Beliebtheit der Engländer liegt nämlich keinesfalls daran, dass Sänger Oli Sykes die Weiblichkeit verzückt, sondern hat primär den Grund, dass ein Brett nach dem anderen serviert wird.

So ist es nicht weiter verwunderlich, dass man sich noch während des ersten Hördurchgangs zustimmend nickend zurücklehnt und die Jungs einfach mal machen lässt. Was Bring me the Horizon uns anbieten hat Hand und Fuß, vor allem aber trotz Brachialität auch eine enorme Eingängigkeit. Wer es in diesem Genre zu etwas bringen will, muss sich mit dem Quintett aus Sheffield messen lassen - und wird vermutlich den Kürzeren ziehen. Anders ausgedrückt: Wenn schon Deathcore, dann BMTH, denn viel besser kann man diesen Stil kaum spielen. Den Chorus von "Empire" möchten man vor der heimischen Anlage am liebsten lautstark mitbrüllen, bei "Shadow Moses" wird dieses Verlangen sogar noch größer. Mit ihren epischen Höhepunkten wird die Nummer live garantiert durch die Decke gehen! Nicht ganz so brachial, aber immer noch angenehm hart und überaus eingängig präsentiert sich "Sleepwalking", das von einem ruhigen, beinahe besinnlichen Break aufgelockert wird, bevor man zum emotional vorgetragenen Finale ansetzt, das dank des leicht orchestralen Touchs mächtig punktet. Kommt hier auch noch mal irgendwann eine Durchschnittsnummer? Eher nicht, denn für Füllstoff hat man offenbar keine Verwendung. Da jubiliert der Fan, und die Fachpresse kann im Grunde nur noch anerkennend nicken. Gegen dieses höllisch gute Gebräu aus Brutalität, epischen Momenten, Eingängigkeit und Durchschlagskraft ist einfach kein Kraut gewachsen. Auch dann nicht, wenn Bring me the Horizon uns einen amtlich angepissten Hassbrocken wie "Anti-Vist" vor die Füße spucken. Eingerahmt wird "Sempiternal", auch das soll erwähnt werden, von zwei recht ungewöhnlichen Songs: Zum einen ist da der Opener "I can feel you in my Heart", der einem mit seinen elektronischen Spielereien, dem recht poppigen Gesamteindruck und dem Klargesang Assoziationen zu Thirty Seconds to Mars geradezu aufdrängt. Jegliche Verwechslungsgefahr hat sich mit dem folgenden "The House of Wolves" dann allerdings augenblicklich erledigt. Zum Finale ("Hospital for Souls") geht man dann noch mal in eine annähernd vergleichbare Richtung, mit tollem Klargesang und ganz viel Atmosphäre, die von aufflackernder Härte und kehligen Screams schattiert werden, zu denen die flirrenden Gitarren einen gut gewählten Gegenpol bilden.

"Sempiternal" ist nicht einfach nur ein Album, es ist das Statement einer Band, die auf dem vorläufigen Höhepunkt ihres Schaffens angekommen ist und dies der ganzen Welt mitteilt. So konnte man nicht nur alle Stärken der Vergangenheit bündeln, sondern darüber hinaus auch noch ein abwechslungsreiches Scheibchen abliefern, das den Song jederzeit in den Mittelpunkt des Interesses stellt. Das textlich gute Händchen von Frontmann Oli Sykes ist dabei so gesehen nur noch das i-Tüpfelchen, das die Sache endgültig abrundet. Viel besser geht es nicht.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de