Breed 77 "The Evil Inside" / VÖ 26.04.2013

  

"The Evil Inside" ist bereits das sechste Album der Wahl-Londoner Breed 77, einer Band, die sich nach wie vor mit jedem Album etwas verändert, entwickelt und transformiert. Aus Sicht der Künstler ist das sicherlich ein kreativ fruchtbarer Ansatz, durch den man sich stets alle Türen offen hält. Den (potentiellen) Fan stellt es jedoch vor ein Problem, denn er weiß nicht was ihn erwartet - und ob ihm das dann auch gefällt.

Klar, es gibt eine Menge Beispiele, bei denen genau das den Reiz einer Band ausmacht. Manche Truppe verändert ihr Gesicht ebenfalls kontinuierlich, bloß sind es nur die wirklichen Ausnahmeformationen, denen man das gerne durchgehen lässt und die einen immer und immer wieder zu begeistern wissen. Man merkt schon worauf ich hinaus will: "The Evil Inside" ist mal wieder ein Schritt in eine etwas andere Richtung, aber nur bedingt in die richtige. Einst waren Breed 77 Exoten, die gerne und häufig mit System of a Down verglichen wurden und die durch ihren Flamenco-Einfluss (die Jungs stammen bekanntlich aus Gibraltar) ein Mittel hatten, um in der immer unübersichtlicher werdenden Metal-Landschaft aus dem Grau in Grau herauszustechen. Das neue Album verzichtet komplett auf dieses Stilmittel und verliert dadurch nicht nur an Pfiff, sondern auch an Spannung. Stattdessen setzt man uns elf mal Alternative Metal-Stangenware vor, die zwar nett gemacht ist, von der aber fast nichts hängen bleibt. Hin und wieder verkaufen sich Breed 77 auch durchaus anständig, so etwa beim Disturbed-mäßigen "Down". Den Titeltrack, eine Art Halbballade im gedrosselten Tempo, kann man ebenfalls durchwinken. Man kann auch nicht sagen, dass sich Sänger Paul Isola keine Mühe geben würde, den Hörer mit seiner abwechslungsreichen, ab und an Hetfield-ishen Stimme mitzureißen. Nur wird die Sache einfach nicht richtig rund, so lange der Rest der Truppe abgesehen von ein paar netten Soli und guten Ansätzen nicht für die nötigen Rahmenbedingungen sorgt. Deshalb ist "The Evil Inside" etwas zu beliebig ausgefallen, gerade weil man auch noch wie eingangs erwähnt die Flamenco-Überraschungsmomente außen vor, und das Ass damit im Ärmel gelassen hat. Resultat: Potential verschenkt.

 

Markus Rutten - www.sounds2move.de