Breed77 „Insects“ / VÖ 21.05.2010

 

 

 

Auf dem Papier und aus bloßer Gewohnheit heraus, müsste das neue Breed 77-Album „Insects“ ausschließlich Höchstnoten einfahren, gelten die Wahl-Engländer doch schon seit einiger Zeit als Kritikerlieblinge. Ob es dabei bleibt oder dieses Insekt seinen Vorgängern nur hinterher kriecht, ist auf die Schnelle nicht zu beantworten.

 

Dabei steht zumindest fest, dass die Gibraltarer an ihrem grundlegenden Spielprinzip nur wenig geändert haben. Noch immer tauchen neben Alternative- und Flamenco-Verstrebungen auch tribal-artige Percussions im metallenen Klanggerüst von Breed 77 auf, die man hin und wieder gewollt oder nicht mit Ill Nino assoziiert („Who am I“). Auch wer beispielsweise auf Disturbed und Mudvayne steht, liegt bei „Insects“ keineswegs grundsätzlich falsch, selbst wenn Breed 77 ihren Exotenbonus hin und wieder durchaus mit einfließen lassen, damit aber keinesfalls hausieren gehen. Diesen Umstand muss man den fünf Musikern absolut zu gute halten, da sie ihrer Musik damit auch eine gewisse Unberechenbarkeit erhalten.

 

Der Knackpunkt an „Insects“ ist hingegen ein anderer, nämlich dass das Grundniveau zwar gewiss nichts mit grauem Mittelmaß zu tun hat, es aber auch ganz deutlich an richtigen Ausreißern nach oben mangelt. Das Scheibchen ist clever arrangiert, klingt absolut tadellos und verfällt nie in einen Trott oder ähnliches. Wie in „The Battle of Hatin“ über das Griffbrett gefegt wird, ist ebenfalls aller Ehren wert. Bezeichnenderweise hat mich mit „Zombie“ aber ausgerechnet eine Coverversion bei den diversen Durchläufen nachhaltig aufhorchen lassen. Diesen Klassiker von den großen Cranberries zu covern, ist garantiert keine Innovation und für mich als Fan der Iren immer eine absolute Gratwanderung zwischen Tribut und Eklat, jedoch meistern Breed 77 ihren Ritt auf der Rasierklinge gut und interpretieren gekonnt, anstatt wie manch anderer kläglich zu scheitern.  Live werden die Songs von „Insects“ bestens funktionieren, aus der Konserve fehlt mir diesmal der letzte Kick.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 25.05.2010