Brainstorm „Memorial Roots“ / VÖ 16.10.2009

 

 

 

Die schwäbischen Power Metaller haben sich nach vielen Jahren von ihrem alten Label getrennt und sind neuerdings bei AFM unter Vertrag. Mit dem Titel ihres mittlerweile 8. Albums beschwören sie die vermeintlichen Geister alter Tage herauf; ein plumpes Back to the Roots-Album ist dabei glücklicherweise nicht heraus gekommen.

 

Der Vorgänger „Downburst“ hatte mit etwas Distanz betrachtet ein ganz entscheidendes Manko, nämlich dass man das Album irgendwann einfach tot gehört hatte. Gut, das passiert bei anderen Alben auch, jedoch selten in einer vergleichbaren Übersättigung gipfelnd. Trotz vieler guter Songs war der letzte Output vielleicht etwas überproduziert und zudem zu sehr auf „volle Pulle“ ausgelegt. Davon distanziert man sich auf „Memorial Roots“ angenehmerweise hörbar, was nicht heißen soll, dass Brainstorm in irgendeiner Form handzahm geworden wären. Zumal etwa „Cross the Line“ immer noch ordentlich auf die gewohnt klischeefreie Power Metal-Tube drückt, hin und wieder unterschwellig Maiden zitiert und einfach typisch-stürmischen Brainstorm-Stoff serviert, der jedem Fan gefallen wird. Und trotzdem erkennt man den Mut, zu neuen (alten?) Ufern aufzubrechen schon während des Openers „Forsake what I believe“, der sich nach gekonnt in Szene gesetztem Bombast-Intro im groovenden Midtempo voran schleppt. Die richtige Überraschung ist allerdings erst das darauf folgende „Shiver“: Hier serviert Andy B. Franck mit seiner Mannschaft nämlich fast schon reinrassigen Hardrock – man höre sich nur mal dieses erdige Riff an. „The Conjunction of 7 Planets“ rockt ebenfalls recht hardrockig, woran der mehrstimmige Refrain nicht ganz unschuldig ist, während zudem großzügige Keyboardflächen untergefüttert wurden. Eine durchaus ungewöhnliche Nummer für Brainstorm, die den Schwaben dennoch gut zu Gesicht steht. Irgendwie fühlt man sich bei besagtem Track, genau wie bei „Ahimsa“, immer mal wieder an das letzte Edguy-Leckerli erinnert.

 

Unverhofft kommt oft könnte man sagen, denn „Memorial Roots“ überrascht mich, da ich Brainstorm nach ihren beiden letzten Scheibchen wie ich zu meiner Schande gestehen muss, als langsam aber sicher ziemlich berechenbar eingestuft habe. Tja, nun haben sie es mir mal so richtig gezeigt! Abgesehen davon steht etwas weniger Bleifuß und dafür mehr geradliniger Rock den Heidenheimern auch noch ausgezeichnet. Hiermit machen sich die Bandmitglieder pünktlich zum 20-jährigen Bandjubiläum selbst das wohl beste Geschenk. „Memorial Roots“ wird zwar womöglich nicht das Zeug zum zukünftigen Überklassiker haben, dafür in Zukunft aber deutlich öfter mal wieder herausgekramt werden, also sein Vorgänger. In einem Wort: Überzeugend.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 15.10.2009