Boy Hits Car „Stealing Fire“ / VÖ 18.03.2011

 

 

 

Es ist schon eine ganze Ecke her, als ich zum ersten Mal von Boy Hits Car hörte. Inzwischen sind beinahe 10 Jahre vergangen, seit mitten in den Boom des New Metal Songs wie „As I watch the sun fuck the ocean“ (was ein Songtitel) und „Going to India“ hinein geboren wurden. Auch erinnere ich mich daran die leicht verstrahlt wirkenden Jungs im gleichen Jahr auf einem Open Air live gesehen zu haben, wo gerade deren Sänger, barfuß und mit einem eigenwilligen Flötchen bewaffnet, für Aufmerksamkeit zur undankbaren Mittagsstunde sorgte.

 

Den lustigen Zigaretten scheint das Quartett nach wie vor nicht abgeneigt, abgesehen davon ist seit dem Self-Titled anno 2001 doch einiges passiert. Ebenso wie die Tatsache, dass Frontmann Cregg Rondell das einzig verbliebene Originalmitglied ist, hat vermutlich auch kaum jemand mitbekommen, dass zwischenzeitlich mit „The Passage“ in Eigenregie ein drittes Album erschien. „Stealing Fire“ soll jetzt wieder mehr Beachtung finden. Ob dies gelingt, steht in den Sternen, denn nicht nur haben einige einst Interessierte die Kalifornier vermutlich inzwischen längst vergessen oder für aufgelöst erklärt (kein Wunder, in Europa ist man seit einer Ewigkeit nicht mehr nennenswert in Erscheinung getreten). Zum anderen muss gerade nach längerer Abstinenz ein Album her, das Ärsche tritt und Betrieb an allen Fronten macht. Das gelingt „Stealing Fire“ bisweilen sogar, zum Beispiel mit dem groovigen „Metaphwhore“ oder dem überaus eingängigen „A Madness called Love“. „Move with me“ schielt hingegen doch arg nach der Konkurrenz und klingt wie ein Zwitter aus Korn und Ill Nino. Das klingt jetzt erst mal alles stark nach klassischem New bzw. Tribal Metal, was allerdings nicht nur durch das John Denver-Cover „The Eagle & The Hawk“ widerlegt wird. Stattdessen schlägt bei allen genannten Bands immer wieder eine nicht zu leugnende, alle einende Vorliebe für Crossover durch, welche Boy Hits Car zudem mit Alternative Rock kreuzen und dem Ganzen zusätzlich mit einer esoterisch anmutenden Weltmusikklangkollage ihre typische (etwas kautzige) Färbung verpassen. Die Lyrik tut ihr übriges, um das Ergebnis in groben Zügen als „Rage Against The Machine für Baumkuschler und andere Blumenkinder“ bezeichnen zu können. Wer die textliche Seite ausblendet, bekommt ein Album irgendwo inmitten erwähnter Stilistiken, das sicher kein durchgehendes Überwerk ist, trotzdem aber seine hellen Momente aufweist.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 13.03.2011