Boon „The Almighty Love“ / VÖ 26.02.2010

 

 

 

„Boon sind laut, rockig, dreckig und voller Liebe“ steht in der Presseinfo. Balls of Steel und Herzblut zugleich? Die Vorschusslorbeeren für die vier Ösis klingen jedenfalls nach großartiger Musik und es stellt sich die Frage, ob „The Almighty Love“ dies auch bestätigen kann. Der Opener „The Growing Black“ sagt, ja. Ja! Harte, abwechslungsreiche Gitarren, ein Sänger, der genau weiß was er kann und mit seinem rauhen Organ perfekt zu dieser Art von Musik passt und vor allem großartiges Songwriting mit tollen Gesangslinien, Tempowechsel zwischen schleppend und thrashig, Gitarrensolo und noch mehr. Hier wird alles angeboten, was Fans von, nennen wir es mal Modern Metal, sich wünschen.

 

Kinners, das ist ehrliche harte Musik mit wirklich ganz dicken Eiern und unaufgesetzten Gefühlen und vor allem eins: Eigenständig! Keine neue Möchtegern - Thrashgruppe, kein In Flames–Klon, sondern einfach Boon! Am Ehesten könnte man noch Godsmack als Vergleich heranziehen, wegen des rauhen (hier aber höheren) Gesang, der Riffgewalt und des meist eher gemäßigten Tempos. Boon gehen aber noch einen Schritt weiter, der Refrain von „Love Raider“ rockt schön 70er-mäßig mit Hammondorgel, „Days Of Fate“ wäre vor zehn Jahren ein Top10 Hit geworden und an dieser Stelle fällt auch auf, an wen mich Sänger Wolfgang Pendl noch erinnert: Chester Bennington! Stellt euch also gesanglich etwa die Mitte zwischen Herrn Bennington und Sully Erna vor und heraus kommen großartige Gesangsmelodien („Dead Mind“), während bei „Engine Machine“ wieder die Riffgewalt im Vordergrund steht.

 

Überragend ist, dass nie der rote Faden verloren wird. Jeder Track kann mit Gesangsmelodien, Gitarrenpower und vertrackten Rhythmen aufwarten, für sich allein stehen, aber auch im Gesamtkontext funktionieren. Schwachpunkte? Nunja, mehr als die 45 Minuten Spielzeit hätte „The Almighty Love“ auch nicht gebraucht, da durch den einheitlichen Stil so zwischen Track sieben und neun schon mal etwas Langeweile auftaucht. Der abschließende zehnte Song, das melancholische „Never“, entschädigt aber für diesen kleinen Schönheitsfleck. „Boon sind laut, rockig, dreckig und voller Liebe.“ Vor allem sind sie aber auf „The Almighty Love“ spannend, eigenständig und einfach gut. Der Vorgänger „Beauty Is A Sign Of Weakness“ muss jedenfalls schnellstens ins Haus!

 

Nils Obergöker - www.sounds2move.de / 31.03.2010