Body Count "Murder 4 Hire" / VÖ 28.07.2006
"Todgeglaubte leben Länger", das besagt ein altes Sprichwort und Body Count sind der beste Beweis dafür. So liegt das letzte
Album der L.A. Crossover Pioniere schon satte 9 Jahre zurück, wobei der Krebstod von Gründungsmitglied D-Roc im Jahre 2004
auch als ein Grund für die lange Abstinenz von Body Count genannt werden kann. Doch Ice T und Ernie C, die letzten
verbleibenden Urmitglieder, versammelten kurzerhand eine neue Mannschaft um sich, namentlich Bendrix (Gitarre), Vincent
Price (Bass) und OT (Schlagzeug), um nun mit ihrem neuen Werk "Murder 4 Hire" aufzutrumpfen.
"Murder 4 Hire" wird sicherlich zu Diskussionen und Kontroversen sowohl in der Fachpresse
wie auch bei den Fans sorgen. Zwar findet man auf dem Album keinen Skandalsong wie "Cop Killer" vom
selbstbetitelten 92er Debüt Album
vor, aber trotzdem machen die Mannen um Kultrapper Ice T. auch diesmal keine Kompromisse. Ganz im Gegenteil! Denn Body Count
haben sich in Sachen Ausdruckskraft deutlich gesteigert, verzichten im Vergleich zu früher auf allzu starken Gangsterslang
(auch wenn immer noch ein "Motherfucker" hier und ein "Bitch" da hörbar sind), ohne dabei an Ausdruckskraft einzubüssen. Vielmehr
verleiht das weglassen dieser Vulgärsprache den Songtexten eine reife und
überlegte Grundstimmung, die so ausgeprägt bei den vergangenen Werken nicht vorhanden war. Und was möchten uns Body Count in ihren Songs nun mitteilen? Nun dieses Mal
bekommen alle ihr Fett weg, seien es fantastische Religiöse oder auch Politiker.
Alle stehen auf der "heute treten wir euch in den
Arsch"-Liste. "The Passion of Christ", nein ich meine damit nicht den Mel Gibson Film, ist nichts
geringeres als eine Anprangerung
gegen das Steinzeitdenkens der konservativen religiösen Kräften in den USA und ihrer momentanen Galionsfigur
George "ich bombe im Namen des Herrn" Bush. Wohingegen beim Titeltrack, der noch aus der Feder von D-Roc stammt, die
Frage vorherrscht ob die
Regierung überhaupt noch Polizisten braucht oder nur noch bezahlte Killer für ihre Kriege. Zwar werden beide Songs kaum so hohe
Wellen schlagen wie es damals bei "Cop Killer" der Fall war aber für einigen Wirbel werden sie wohl trotzdem sorgen. Dasselbe
kann man auch über den Song "Relationships" sagen, handelt es sich hierbei doch um den ersten Lovesong aus dem Hause Body Count.
Ja, ihr habt richtig gelesen. Ein Liebeslied. Aber Gott bewahre uns, es handelt sich nicht um eine Schnulze, sondern um eine
spezielle Liebeserklärung von Ice T an seine Ehefrau Coco, die einen sehr ironischen Touch aufweist. Ganz anders hingegen
präsentiert sich das Instrumental "D-Rocs (RIP)", dass, wie nicht anders zu vermuten, dem verstorbenen D-Roc gewidmet ist.
Noch einmal kann man dem Gitarrespiel von D-Roc lauschen und dabei wird einem klar werden was für einen tollen Musiker wir
in ihm verloren haben. Dieses Instrumental ist ganz klar einer der wenigen Tracks auf "Murder 4 Hire", bei dem der Sound im
Vordergrund steht, während bei den anderen Stücken die Instrumentierung eher die düstere Stimmung der Texte unterstreicht und
sich wohlüberlegt im Hintergrund hält. Hierbei fällt auch auf, dass sich Body Count einer evolutionären musikalischen
Weiterentwicklung unterzogen haben, bei der sich vor allem Gitarrist Ernie C auf seine Hard-Rock-Wurzeln zurückbesinnt.
Im direkten Vergleich zu ihren vorangegangen Werken breschen Body Count nicht mehr mit Full Speed durch die Botanik, sondern
orientieren sich lieber an rockigen Klängen. Dabei ist der Crossover, den Body Count bekanntlich mitbegründeten, nicht
gänzlich aus ihrem Spiel verschwunden. Viel mehr ist er dieser Tage nur noch ein
Mittel zum Zweck um die nötige Aggression miteinzubringen.
Als Fan der ersten Stunde, wie ich es einer bin, ist es schwer dieses Werk nüchtern zu
betrachten, da man schließlich eine Ewigkeit auf "Murder 4 Hire" gewartet hat. Body Count wirken
ausgereifter und überlegter den je, ohne dabei an Aggressionen und Provokation einzubüssen. Der Crossover ist mehr dem Rock gewichen, wobei sich Body Count
dennoch nicht vollständig von ihren Wurzeln gelöst haben. Und so bleibt ein Album über, das mich trotz der vollzogener
Weiterentwicklung auf ganzer Linie überzeugt hat. Ice T, Ernie C und den restlichen Mitgliedern ist ein tolles Album gelungen,
auf das D-Roc sicher stolz gewesen wäre und das dem Fan genau den richtigen Stoff bietet.
Vorausgesetzt er kann sich dem neuen Sound gegenüber
öffnen. Somit sind Body Count frisch erstärkt zurück und es bliebt zu hoffen, dass der Nachfolger von "Murder 4 Hire" nicht
wieder 9 Jahre auf sich warten lässt.