Blut Aus Nord „Odinist: The Destruction Of Reason By Illumination“  / VÖ 22.10.2007

Heureka, die wahnsinnigen Franzosen sind wieder da! „Odinist“ ist der Nachfolger von „MoRT“ und „MoRT“ war schwierig. Ein gnadenlos auf Experimente ausgelegtes Teil, bei dem jegliche Instrumentierungen gleich geschaltet agierten, Songwriting und entsprechende Strukturen nur unterschwellig vorhanden waren. Für die einen war „MoRT“ der Höhepunkt einer gnadenlosen Weiterentwicklung, für die anderen war es schlichtweg Krach. Wäre „MoRT“ aufgrund seiner Auslegung nicht auch in gewisser Weise berechenbar gewesen (eben auf jeden Fall „anders“ sein), hätten wir es mit einem Meisterwerk zu tun gehabt.

„Odinist: The Destruction Of Reason By Illumination“ hat nun die schwierige Aufgabe, sich als Nachfolger von „MoRT“ zu etablieren. Was mich recht schnell überrascht hat: Nach dem düsteren Intro startet „An Element Of Flesh“ und siehe da: Dieses Lied ist regelrecht aufgeräumt. Es finden sich nachvollziehbare Strukturen. Die Instrumentierung und auch die Produktion ist dabei der „MoRT“ Scheibe recht ähnlich: Viele Keyboards, schrottiger, plastischer Drumsound, dazu die recht weit in den Hintergrund gemischten Vocals von Vindsval. Kranke, pervertierte Gitarrenriffs erzeugen eine morbide Atmosphäre, die düsteren und nahezu jederzeit präsenten Keys tun ihr übrigens und verstärken diesen Effekt. Das Tempo der Songs bewegt sich dabei eher in den unteren Regionen, Blut aus Nord legen Wert auf verstörte Atmosphären. Aggressionen und der blanke Hass scheinen dabei eher sekundär zu sein. Zu elegant, beinahe avantgardistisch agieren sie hierfür.

So weit so gut, könnte man meinen. Aber „Odinist“ kränkelt ähnlich wie der Vorgänger vor allem an einer gewissen Gleichförmigkeit. Die vorhin beschriebenen Elemente treffen auf so viele Songs zu, etwas mehr Abwechslung wäre wünschenswert, vielleicht sogar notwendig, gewesen. Ich denke, es ist legitim, diese Abwechslung von Blut aus Nord einzufordern, denn das große Potenzial dieser Band ist jederzeit hörbar. So kann ich nicht verleugnen, dass mir manches Mal beim Hören dieser Scheibe leicht langweilig wird. In „Mystic Absolu“ wird dann zwar manches Mal der Vorschlaghammer herausgeholt und Blut Aus Nord beweisen, dass sie auch Blastbeats beherrschen, aber genau diese Momente tauchen leider zu selten auf. Direkt im Nachfolgesong „The Cycle Of The Cycles“ verwenden Blut Aus Nord erneut Blastbeats. In Kombination mit den psychopathischen Keyboards klingt es hier nur noch nach Wahnsinn und Psychiatrie, bei der die Abgründe der Seele gnadenlos aufgedeckt werden. Vielleicht der Höhepunkt des Albums….

Aber: Die im Verhältnis zu „MoRT“ kalkulierbarere Struktur von „Odinist“ offenbart diese gewisse Gleichförmigkeit leider noch etwas deutlicher. Insgesamt hätte ich mir mehr Flexibilität hinsichtlich Songwriting gewünscht. Aber nichts desto trotz: „Odinist“ ist dennoch ein starkes Album. Wer auf atmosphärischen und einfach nur noch kranken Black Metal abfährt, sollte sich dieses Werk kaufen.

Christian Stiewe – www.sounds2move.de / 14.10.2007