Blut aus Nord „Memoria Vetusta II: Dialogue With The Stars” / VÖ 06.03.2009

 

 

Blut aus Nord gehören seit jeher zur entwicklungsfreudigsten Gattung der schwarzmetallischen Szene. Alben wie „The Work Which Transforms God“ beeindrucken regelmäßig mit einer unglaublich intensiven Dichte, geisterhafte Gitarren kämpfen gegen tackernde elektronische Blastbeats, mystische Vocals komplettieren die Musik. Alben wie „MorT“ wiederum fordern den Hörer bis zum Extremsten hinaus, indem alle Instrumente und Vocals quasi gleichgeschaltet agieren und klassisches bzw. (einfach) nachvollziehbares Songwriting überhaupt nicht mehr stattfindet. Das letzte Album „Odinist“ überzeugte wiederum mit dezenten Songstrukturen und gelungenen Songs.

 

Und das neue Album? Ich war überrascht. Zwar ist es falsch, mit einer bestimmten Erwartungshaltung außer „Expect The Unexpected“ an ein Blut aus Nord Album heranzugehen, aber der hohe Melodiegehalt und die detaillierte Ausarbeitung von atmosphärischen und epischen Elementen haben mich überrascht: Zwar sind alle gängigen Blut aus Nord Elemente nach wie vor omnipräsent, aber sphärische Keyboards und gediegenes Midtempo machen „The Cosmic Echoes of Non-Matter (Immaterial Voices of the Fathers)“ beinahe nachvollziehbar. Die neue Melodik findet ihren Höhepunkt meines Erachtens im göttlichen „The Alcove of Angels (Vipassana)“, mit dem Blut aus Nord ihre Ausnahmestellung im Black Metal eindrucksvoll untermauern. Melodik ist natürlich relativ, denn Blut aus Nord spielen immer noch im schwarzmetallischen Sektor: Aber wie die Herren Blastbeats gegen übermächtige Melodiewände krachen lassen, nötigt mir den allerhöchsten Respekt ab.

 

60 Minuten Spielzeit hat „Memoria Vetusta II: Dialogue With The Stars”. 60 Minuten, die mir eindrucksvoll beweisen, dass Blut aus Nord eine wichtige Instanz für die weitere Entwicklung des Black Metal ist. Eine Instanz, die sich auf jedem Album selbst erfindet und dennoch ihrem Stil treu bleibt. Kann man einer Band, vor allem im Black Metal Sektor, ein größeres Kompliment machen?

 

Christian Stiewe – www.sounds2move.de / 12.03.2009