Blood Ceremony – “Blood Ceremony“ / VÖ 29.08.2008

 

 

Retro scheint definitiv im Trend zu liegen. Nach unzähligen Thrashbands dies- und jenseits des großen Teiches, die unbedingt wahlweise wie Sodom zu „In the Sign of Evil“ oder Exodus zu „Bonded by Blood“ klingen wollen, scheinen nun die 70er Jahre ihr Comeback zu erleben. Blood Ceremony heißt eine neue kanadische Band, die auf ihrem selbstbetitelten Debüt okkulten Doom Metal und den progressiven Hard-Rock des Hippiejahrzehnts wieder auferstehen lässt. Das Promo-Begleitschreiben spricht von einer Mischung aus Black Sabbath und Jethro Tull und trifft dabei ausnahmsweise mal den Nagel auf den Kopf.

 

Eingängige schleppende und sich ständig wiederholende Riffs paaren sich mit Jimi-Hendrix-Leads, der eintönig eindringlichen Stimme von Sängerin Alia O'Brien's, den typischen Orgelklängen und einer sehr präsenten Flöte. Schließt man die Augen und lauscht den Klängen der neun Stücke, sieht man regelrecht Typen in Schlaghosen und Koteletten vor sich und hat den Geruch von Cannabis in der Nase. Dabei will man aber seitens der Band mit Hippies und Konsorten nichts am Hut haben, sondern frönt eher einem satanischen Image, lässt in den Texten Hexen durch die Luft fliegen, Zauberer ihre Tränke brauen und den griechischen Hirtengott Pan hochleben. Alles in allem ist man versucht, eine sehr düstere, gotische Stimmung zu erzeugen. Nicht von ungefähr leitet sich der Bandname von einem spanischen Horrorfilm (natürlich aus den 70ern) ab, der die Blutgräfin Elisabeth Bathory thematisiert („Ceremonia Sangrienta“). Ich persönlich, der ich die 70er nicht als aktiver mündiger Musikkonsument miterlebt habe, assoziiere mit den Klängen aber eben eher die von mir bereits genannten Hippieklischees. Insbesondere auch durch die dominante Flöte, durch die ein sehr folkig-fröhlicher Touch erzeugt wird. Das heißt natürlich nicht, dass „Blood Ceremony“ schlecht ist. Wer auf Bands wie die oben genannten steht, dürfte 48 Minuten lang seine helle Freude haben. Nur von der vielzitierten bösen Aura der Musik konnte ich beim besten Willen nichts entdecken.

 

Alexander Dontscheff - www.sounds2move.de / 12.10.2008