Bleeding Through „Bleeding Through“ / VÖ 09.04.2010

 

 

 

Zuletzt haben Bleeding Through die Schattenseiten des Musikzirkus kennen gelernt, zumindest in geschäftlicher Hinsicht. Musikalisch lief es zwar super („Declaration“ räumte zu Recht bei Kritikern und Fans gleichermaßen ab) und auch live war man gefragt, aber mit dem inzwischen ehemaligen Label kam man auf keinen grünen Zweig mehr. Da wurden ohne Zustimmung oder Mitspracherecht seitens der Band frühere Alben neu aufgelegt („The Complete Truth“) oder einfach mal Rechnung für zum Beispiel die Produktion des Albums nicht beglichen.

 

Diese Tage hat man glücklicherweise hinter sich gelassen und sowohl in Nordamerika (Rise) als auch Europa (Roadrunner) neue Partner gefunden, womit es nur noch weiter bergauf gehen kann für Bleeding Through. Allerdings nur, wenn das nach der Band selbst benannte Langeisen an vorherige Glanztaten anzuknüpfen vermag. Der Knackpunkt also? Mitnichten! So ist dem halben Dutzend aus Orange County stattdessen der vierte Volltreffer in Serie gelungen. An Aggressivität hat man nämlich auch mit einem ruhigen Umfeld in der Hinterhand nichts eingebüßt, dafür aber noch ein bisschen mehr Platz für filigrane Momente und an den richtigen Stellen das Klangbild aufhellenden Klargesang („Salvation Never Found“, „Divide the Armies“) freigegeben. Songs wie „Breathing in the Wrath“ und „Divide the Armies“ unterstreichen mit ihren klassisch angehauchten, gelungenen Soli für jedermann deutlich, dass Bleeding Through keinesfalls auf Bleifuß und Breakdowns zu reduzieren sind. Besonders dann nicht, wenn Keyboarderin Marta Peterson ihre Vorliebe für symphonischen Black Metal mit einfließen lässt (Ja Christian, ohne Scheiß – da hörst sogar du eine Prise Dimmu raus ;-), MR), was auf diesem Album mehrfach geschieht, und „Bleeding Through“ dadurch zusätzliche Bedrohlichkeit beifügt. Das geht sogar so weit, dass man unvorbereiteten Hörern „Slow your Roll“ problemlos als Cradle of Filth-Nummer verkaufen könnte. Für die größte Überraschung sorgen Brandan Schieppati und seine Mannschaft allerdings erst zum Schluss mit dem sechsminütigen Epos „Distortion, Devotion“: Atmosphärischer als hier haben Bleeding Through wohl noch nie geklungen, und erlauben sich sogar einen komplett klar gesungenen Chorus mit gedoppelten Leadvocals. Aber keine Angst: Wer von der Band vor allem die grobe Kelle zu schätzen weiß, muss sich angesichts der vorangegangenen Sätze keinesfalls angewidert abwenden. Auf die Fresse gibt es auf diesem Scheibchen nämlich noch mehr als genug. Nur eben nicht ausschließlich, was der Band niemand übel nehmen wird, der dieses Teil in voller Pracht genossen hat. Und jetzt ab in den Pit! Sollte selbiger bei diesem Scheibchen nicht amtlich in Bewegung geraten, dann weiß ich auch nicht weiter.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 25.03.2010