Black Sun Aeon „Routa“ / VÖ 01.04.2010

 

 

 

Tuomas Saukkonen scheinen die Ideen derzeit nur so in den Schoß zu fallen. Nicht nur, dass der Finne mit Before the Dawn in Form von „Soundscape of Silence“ eine richtig starke Scheibe vorgelegt und zudem eine EP anlässlich des 10-Jährigen nachgeschoben hat, auch mit Black Sun Aeon war er inzwischen wieder im Studio und hat „Routa“ im Fast-Alleingang startklar gemacht. Natürlich direkt als Doppel-CD, man gönnt sich ja sonst nix.

 

Entsprechend opulent und fordernd ist das Ganze dann auch ausgefallen. Wer diese vierzehn Tracks, davon gerade mal vier, die nicht zwischen fünf und gut sieben Minuten lang sind, erforschen will, muss schon ein wenig Zeit und Aufmerksamkeit mitbringen. Verpackt in ein schlichtes, aber schönes Artwork und inhaltlich voll und ganz dem Rahmenthema des finnischen Winters unterworfen, hat Saukonnen ein Album eingespielt, das mit dem ersten und zweiten Hören kaum in seiner ganzen Pracht zu bewältigen ist. So löst sich der Nebel aus Melodien, Riffs und aggressiven Passagen erst nach und nach vor dem geistigen Auge auf, was „Routa“ (dt. „Bodenfrost“) auch auf lange Sicht definitiv interessant macht, gleichzeitig aber einen durch griffige Hooks und packende Melodien begünstigten leichten Einstieg wie er bei Before the Dawn immer mal wieder gegeben ist praktisch ausschließt. Recht schnell kristallisiert sich zumindest der Titeltrack als großes Epos heraus, welches im Hintergrund von majestätischen Keyboardteppichen stilvoll zusammen gehalten wird, während im Vordergrund vor allem tackernde Drums und doomig-epische Riffs das Klangbild dominieren. Zu den wenigen Gästen, die nicht nur textlich (Sami Lopakka (Kursk, Ex-Sentenced) und Ville Sorvali von Moonsorrow), sondern auch akustisch in Erscheinung treten, gehört die noch recht unbekannte finnische Sängerin Janica Lönn (Lunar Path), die das Zepter bei „Dead Sun Aeon“ übernommen und mit ihrer angenehmen Stimme aufgewertet hat. Der dritte an diesem Album aktiv beteiligte Musiker ist übrigens Sinamore-Sänger Mikko Heikkilä, der die Klargesänge beigesteuert hat. Trotzdem ist und bleibt natürlich Tuomas Saukkonen der Chef im Ring, der alle Instrumente selbst eingespielt und alle Songs geschrieben hat. Eines hat dieses Konzeptalbum mit dem strengen finnischen Winter neben seiner Düsternis und Kälte definitiv gemeinsam, nämlich dass ein gewisses Durchhaltevermögen bei der Bewältigung kein Nachteil ist. Hätte der Protagonist ein paar mehr Sonnentage (spricht echte Höhepunkte) zugelassen, hätte das hier ein verdammt gutes Album werden können. So ist es „nur“ ein ambitioniertes und gekonnt umgesetztes Werk, das irgendwie zu viel Winterspeck mit sich herum schleppt, um eine uneingeschränkt gute Figur zu machen.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 16.04.2010