Black Stone Cherry "Kentucky" / VÖ 01.04.2016

 

 

 

Natürlich sind Black Stone Cherry verdammt gerne rund um den Globus unterwegs, um ihre Songs in die Welt zu tragen. Trotzdem lieben die vier Freunde auch ihre Heimat, vielleicht sogar noch ein bisschen mehr als manch andere. Mit "Kentucky" setzen sie selbiger nun endgültig ein musikalisches Denkmal und haben die Scheibe nicht nur genau dort aufgenommen und wie schon das selbstbetitelte Debüt auch eigenhändig produziert, sondern auch all ihre Gastmusiker aus ihrer Heimat rekrutiert. Warum in die Ferne schweifen?

 

Die Jungs sind eben bodenständige Typen, sowohl musikalisch als auch als Persönlichkeiten, was jeder bestätigen kann, der die Burschen mal bei einem ihrer Konzerte getroffen hat. Obwohl das Quartett seine ersten vier Alben über den Metal-Giganten Roadrunner veröffentlicht hat und damit einige Erfolge verbuchen konnte, so sind Black Stone Cherry - die seit Gründung vor 15 Jahren in der gleichen Besetzung durch die Lande ziehen - gefühlt immer noch die jungen Spritzer, die einfach raus gehen und den Leuten ihre Songs vorspielen wollen. Eben diese Lockerheit und Authentizität findet sich auch auf "Kentucky", wenngleich man über die Jahre natürlich das eine oder andere Schippchen drauf legen konnte was Handwerk und Songwriting betrifft. So konnten Frontmann Chris Robertson und seine Mitstreiter für ihren fünften Langspieler in vielerlei Hinsicht aus dem Vollen schöpfen. Zum Glück klingt die Scheibe trotzdem frisch und keinesfalls routiniert, was viel über die Einstellung der Band verrät. Immerhin hätte man für diese Platte, die erstmals über Mascot veröffentlicht wird, auch auf Nummer sicher gehen können. Stattdessen folgen Black Stone Cherry etwas pathetisch ausgedrückt ihrem musikalischen Herzen und werden damit nicht nur bei ihren bereits konvertierten Fans für Begeisterung sorgen. Denn hier wird nicht nur gewohnt unbekümmert und hochwertig eine Wahrheit wie "Cheaper to drink alone" intoniert, sondern auch gerne fett gegroovt ("Shakin' my Cage", "The Way of the Future"). "Darkest Secret" kratzt zeitweise gar an der Grenze zum Metal, während "Rescue me" einen für wenige Sekunden mit einem Gospelchor auf die falsche Fährte lockt, bevor dann doch krachend los gerockt wird. Bereits erwähnter Lockerheit und Offenheit ist es zu verdanken, dass Black Stone Cherry sich mit "War" sogar einen Mowtown-Klassiker vornehmen können, der eigentlich ein populärer Antikriegssong ist, hier aber zu einer schmissigen Mitschwingnummer umgebaut wurde. Damit reihen sich BSC in eine Reihe mit Künstlern wie Bruce Springsteen, Laibach und den Beastie Boys ein, die ebenfalls eine eigene Version des Songs veröffentlicht haben, den übrigens auch Jacky Chan und Chris Tucker im Film "Rush Hour" zum Besten geben. Als letztes Ass spielen die vier Landburschen auf "Kentucky" auch noch ihr Händchen für stimmungsvolle Momente aus und zaubern nicht nur das lässige "Long Ride" aus dem Ärmel, das wie gemacht ist für einen einsamen Highway, sondern auch die Country-Ballade "The Rambler", die dem Album zu einem gefühlvollen Schlussakkord verhilft.

 

Letztlich ist es aber egal, ob Black Stone Cherry fette Gitarrenleads doppeln ("Born to die"), modern angehauchten Southern Rock aufs Parkett bringen oder mit leichtem Bluegrass-Einschlag ihre nachdenkliche Seite zeigen. Ihre Songs funktionieren in einer nach Bier und Whiskey riechenden Bar mit Mini-Bühne ebenso gut wie in großen Hallen oder auf sommerlichen Open-Air-Bühnen. Genau dieses Gefühl vermittelt "Kentucky" eindrucksvoll. Das und die pure Freude am eigenen Sound.


Markus Rutten - www.sounds2move.de