Black Label Society "Unblackened" DVD / VÖ 20.09.2013
Für
ein Quasi-Akustikalbum startet "Unblackened" ziemlich laut,
nämlich mit "Losin' your Mind", das elektronisch und mit viel
Power raus gehauen wird. Würden die Protagonisten - Black Label
Society - nicht sitzen, man könnte meinen es mit einer
regulären Show zu tun zu haben. Im Anschluss bleibt es noch kurz
recht laut, bzw. verstärkt, aber richtig leise hatte Zakk Wylde eh
kaum jemand erwartet, sodass der Rauschebart mit einer bluesig-coolen
Version von "The blessed Hellride" direkt mal einen Gassenhauer ins
Publikum feuert.
"Sold my Soul" ist dann die erste "richtige" Ballade, mit Piano und
etwas bedächtiger vorgetragen, allerdings immer noch cool wie der
Herbstwind und knietief im harten Rock stehend. Von nun an wird es aber
zusehends intimer, emotionaler und eindringlicher. Das Kollektiv Black
Label Society läuft live auch in der ungewohnten Rolle als
Sitz-Band wie ein Uhrwerk und präsentiert insgesamt nicht weniger
als 17 Songs auf "Unblackened". Gänsehautmomente liefern Zakk
Wylde und seine Gang zwischenzeitlich geradezu am Fließband
("Road back Home"), klingen aber zu jeder Zeit natürlich durch und
durch amerikanisch. Soll heißen: erdig, gerne auch ein Bisschen
dreckig, mit einem feinen Gespür für den nötigen Groove,
aber auch ein dem Anlass entsprechendes Maß an Gefühl, immer
wieder versetzt mit vom Blues inspirierten Licks. In den epischsten
Momenten klingen Black Label Society´s Balladen sogar beinahe wie
eine (deutlich) weniger kitschige Version von Bon Jovis "Bed of Roses"
- zumindest wenn "Bed of Roses" dicke, haarige Eier hätte.
Bemerkenswert finde ich vor allem das beinahe absurde Bild, das Zakk
Wylde auf "Blackened" abgibt: Dieser langhaarige, bärtige Brocken
von einem Kerl sitzt einfach so da, schmettert Balladen am Piano und
bellt dazu so einfühlsam wie möglich seine tiefsinnigen
Texte. Als Tüpfelchen auf dem i sieht man immer wieder taffe Kerle
in BLS-Kutten vor der Bühne stehen und wahlweise gebannt lauschend
oder inbrünstig mitsingend. Das ist schon eine interessante
Konstellation, aber eine, die ganz hervorragend funktioniert.
Gewissermaßen Kuschelrock für Biker, Outlaws und andere
harte Männer. Für die und alle anderen Fans hat Onkel Zakk
sogar ein paar Songs vom ersten und einzigen Album seiner Southern
Rock-Band Pride and Glory ins Set aufgenommen, was neben Standards wie
"Stillborn" eine willkommene Abwechslung bietet. Die Frage nach dem
Album (oder alternativ der DVD) für den Herbst wäre damit
jedenfalls ausreichend beantwortet.
Markus Rutten - www.sounds2move.de