Blackfield „Blackfield II“ / VÖ 16.02.2007

 

 

Wenn sich da mal nicht zwei gleichgepolte Künstler getroffen haben. Porcupine Tree Mastermind Steven Wilson aus dem Vereinten Königreich und der israelische Singer-Songwriter Aviv Geffen konnten bereits mit ihrem selbstbetitelten Debüt für einiges Aufhorchen sorgen und was sie nun mit „Blackfield II“ abliefern ist nicht nur reifer, sondern auch schon jetzt ein Klassiker.

 

Warum fragt ihr euch nun sicher? Ganz einfach: Hier sind absolute Ausnahmekünstler am Werk, die sich bravourös ergänzen und „Blackfield II“ zu einer 42:36 Minuten andauernden, schwermütigen Gänsehaut werden lassen. Diese beiden Männer sind mit dem Talent gesegnet pure Melancholie ohne Reibungsverlust in Töne und Melodien umzuwandeln, die mit  fast schon beängstigender Präzision zu einem warmen, durchgehend stimmigen Ganzen verschmelzen. In Sachen Songwriting, sowie in punkto Gesang teilen sich die beiden Charakterköpfe die Aufgaben auf „Blackfield II“, für dessen Fertigstellung Steven Wilson gar für einige Monate nach Israel zog, um mit seinem Bruder im Geiste dieses Album zu vollenden. Den Fehler einiger Prog Rocker, die ihre Alben zu einer zu kopflastigen Angelegenheit verkommen lassen, wiederholt das Duo auch mit seinem zweiten Album glücklicherweise nicht. Und so benötigt man zwar anfangs 1-2 Durchläufe um seine Fahrkarte für den Kreuzer „Blackfield II“ zu lösen, aber dafür wird man dann als geneigter Zuhörer binnen kürzester Zeit zielsicher zu den beeindruckendsten Häfen progressiver Rockmusik chauffiert. Dort erst einmal an Land gegangen, kann man sich sogleich träumend in den wundervollen Straßen und Gassen von „My Gift of Silence“, „Where is my love“, „1.000 People“ oder „End of the World“ (oder beliebigen weiteren Songtitel einfügen) verlaufen und immer neue Ecken und Winkel für sich entdecken. Textlich aufhorchen wird der aufmerksame Zuhörer mehrfach, etwa beim ruhigen und autobiographischen „Some Day“, in dem Aviv Geffen seine nicht immer einfache Kindheit verarbeitet.

 

Wer nach seinem Ausflug in die Welt von Backfield wieder im Hafen der Realität angelegt hat, der verfügt über die Gewissheit ein außergewöhnliches Album genossen zu haben. Die Bilder seiner Reise, die der Hörer in seinem Kopf finden wird, kann er zwar nicht in ein Fotoalbum kleben, sich aber auf diese Weise ein kleines Stückchen der trotz aller Melancholie letztlich positiven Stimmung hinüber in seinen Alltag retten.  Mit einem Wort: Großartig!

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 13.02.2007