Black Country Communion „Live over Europe“ DVD / VÖ 21.10.2011

 

 

 

Große Namen müssen nicht immer mit langen Wartezeiten auf frisches Material in Verbindung gebracht werden. So auch im Falle von Black Country Communion, alias Glenn Hughes, Joe Bonamassa, Jason Bonham und Derek Sherinian. In nur zwei Jahren haben die vier Herren bereits zwei Studioalben zu Stande gebracht, jetzt legen sie auch schon die erste DVD nach. Was man nach nur zwei Scheiben zu zeigen hat? Mehr als man meinen könnte.

 

„Live over Europe“ ist nämlich auf Anhieb eine Doppel-DVD geworden. Der Käufer wird also nicht mit einem lieblosen, nackten Livemitschnitt abgespeist. Gleichzeitig haben wir es aber auch nicht mit einem gewöhnlichen Konzertfilm zu tun, denn die Aufnahmen stammen von mehreren Auftritten, folglich wechseln Ort und Tageszeit gleichermaßen im Verlauf der über 100 Minuten (reine Spielzeit des Live-Materials). Das mag nicht jedem uneingeschränkt gefallen, funktioniert aber dennoch, was auch am tadellosen Audio-Mix von Kevin Shirley liegt, der quasi als fünftes Bandmitglied auch beim obligatorischen „Making of“ zu Wort kommt. Wer gehofft hatte, Glenn Hughes in besagtem Filmchen mal ohne Sonnenbrille zu Gesicht zu bekommen, den muss ich an dieser Stelle enttäuschen – jeder Legende ihren Spleen. Trotzdem macht es Spaß, dem Sänger dabei zuzuhören wie er kleine Anekdoten erzählt oder die Entstehung von BCC umreißt. Ganz der britische Gentleman entschuldigt sich Hughes dabei sogar bei seiner Gattin, weil er die Shows mit seinen drei Kollegen „besser als Sex“ empfindet. Gitarren-Nerd Joe Bonamassa hingegen ist sich auch für die eine oder andere schon tausendmal gehörte Musikerfloskel nicht zu schade und attestiert dem Songwriting mit seinen Kollegen, dass die Musik „ganz natürlich fließt und entsteht“. Der Mann hat dafür andere Qualitäten, wobei bei aller Huldigung für sein Gitarrenspiel oft viel zu kurz kommt, dass der 34-Jährige nebenbei auch noch mit einer ziemlich coolen Stimme gesegnet ist, nachzuhören etwa im tollen „The Battle for Hadrian’s Wall“. „Live over Europe“ wird neben dem guten Klang, den abwechslungsreichen Kameraeinstellungen und den zumeist glasklaren Bildern und nicht zuletzt der Spielfreude der vier Virtuosen von den kleinen Details abgerundet, etwa den kurzen Interviewauszügen, welche das Live-Material auflockern. Einen Stern im Klassenbuch gibt es außerdem für das feine, toll in Szene gesetzte Introfilmchen. Classic Rock-Fans machen hier nichts falsch. Oder wie es so treffend im Reportagenteil heißt: „Das ist Musik, die jeder gern hört, aber eigentlich niemand mehr macht“. Zumindest selten auf diesem Niveau.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de