Biohazard "Means To an End" - Plattenkritik / VÖ 29.08.2005

Es ist eine unabwendbare Tatsache, dass alles im Leben irgendwann Enden wird, nichts kann für die Ewigkeit bestehen, nicht einmal Biohazard. Nach 15-Jährigem Bandbestehen, in dem so manches Hammeralbum abgeliefert und auch so manche Kontroverse heraufbeschwört wurde, ist nun auch für die legendäre Band aus New York der Zeitpunkt des Abschiedes gekommen. Doch Biohazard wären nicht Biohazard, wenn sie nicht auch mit ihrem letzten Album nochmals richtig austeilen und einen hammerharten Schlag in die Fresse abliefern würden.

Means To an End, so der Titel des Abschiedsalbums, wird mit dem beunruhigenden Geräusch von Sirenen eröffnet, bevor Biohazard mit gewohnter Wucht loslegen. Dabei lassen sich Biohazard beim Grand Finale auf keinerlei Experimente ein, sondern setzten auf den gewohnten Mix aus Hardcore und Metal, der fern jeder Massentauglichkeit seine Existenzberechtigung hat. Mit viel Wut und Aggression holzen sich die New Yorker durch 10 Songs, die in jeder Sekunde nach Biohazard klingen und somit vor allem den Hartgesottenen Fans gefallen werden. So sind die Stücke durchgehend Roh und sperrig strukturiert, was das aufkommen eines einschmeichelnden Ohrwurms schon im Keim erstickt, während die Texte eine ordentliche "Fuck You" Attitüde, aber auch eine sozialkritische Ader aufweisen. Und wie gewohnt, schreien und brüllen sich Evan Seinfeld (Bass-Gitarre) und Billy Graziadei (Gitarre) in wechselnder Manier die Seele aus dem Leib, verleihen mit ihren markanten Stimmorganen den Songs den letzten Schliff, wobei auch die Druckvolle Produktion nicht unerwähnt bleiben sollte. Dennoch ist Means To an End nicht das erwartete Magnus Opus von Biohazard geworden, sondern muss eher als ein "sehr gutes" Album betrachtet werden, bei dem es das eine oder andere auszusetzen gibt. So gewinnt man beim anhören den Eindruck, dass das Feuer von früheren überwerken wie "Biohazard" oder auch "Urban Discipline" auf dem aktuellen Werk nur noch halb so Intensiv lodert. Zwar werden die musikalischen Komponenten sehr gekonnt und überzeugend eingesetzt, was aber nicht verbergen kann, dass das ganze Album ein wenig zu berechnend wirkt und die Wildheit der früheren Tage fehlt. Es entsteht der Eindruck, dass die Band ein wenig den nötigen Biss verloren und sich stattdessen ein Art von Müdigkeit eingeschlichen hat, was wiederum zu lasten der Glaubwürdigkeit geht. Dabei ist es gerade jene Glaubwürdigkeit, jene harte und ehrliche Grundeinstellung, die Biohazard immer ausgezeichnet hat und die von den Fans so geschätzt wird. Und es wäre wirklich sehr bedauerlich, wenn dieser gute Ruf, der über Jahre hinweg aufgebaut und gepflegt wurde, mit zukünftigen, zahnlosen Werken in den Dreck gezogen würde. Von daher ist es wohl für alle das Beste, das Biohazard ihren Grabesgang antreten, bevor das Feuer endgültig erlischt und die Band zur Karikatur ihrer selbst wird. Somit offenbart sich Means To an End als ein Album, das die alten Grundwerte noch problemlos vertreten kann, aber im Detail eine Tendenz in die Falsche Richtung aufweist, die aber noch nicht wirklich gravierend ausfällt.

Mit Means To an End ist Biohazard sicherlich kein absoluter Überkracher gelungen und erst recht kein Werk das es mit den alten Grosstaten aufnehmen kann. Dennoch sollte man als Fan dieses Album nicht verpassen, da die New Yorker noch ein Mal sehr überzeugend ihrer tätowierten Muskeln spielen lassen und die Bandmerkmale gekonnt auf den Punkt bringen. Hier wird dem Fan das geboten was er verdient, fahren Biohazard nochmals ihre Stärken auf und setzten somit einen durchaus akzeptablen Schlussstrich unter ihrer Karriere.

Nando Rohner – http://www.sounds2move.de/ / 13.09.2005