Big Boy „Ponygirl“ / VÖ 30.10.2009

 

 

Im Pressetext zum vorliegenden zweiten Album möchte die Band Big Boy sich als ziemlich rebellisch und gegen alle Regeln verstanden wissen. Sie wollen einfach anders sein als vergleichbare Acts, doch das gelingt ihnen mit der Scheibe nur bedingt. Der Albumtitel „Ponygirl“ bezieht sich auf eine SM-Sexpraktik (für Details dazu fragt Dr. Sommer...) und auf dem Cover kommt Big Boy mit Gerte und Lack-Klamotten auch entsprechend passend daher. Die Außendarstellung stimmt also schon mal. Doch wie sieht es mit der musikalischen Seite aus? Sind sie da wirklich so anders? Kurz gesagt: Nö!

 

Das Intro mit Jahrmarktbackground und einigen vulgären Ausdrücken mag vielleicht von der Idee her rebellisch gewirkt haben, nach dem Motto „Seht mal, was wir uns trauen!“, entlockt alteingesessenen Genre-Kennern aber allenfalls ein müdes Gähnen. Das erste Stück „Terror Era“ ist zwar eingängig, hat aber mit der Bezeichnung Glam Goth Rock, wie Big Boy ihren Stil beschreiben, nicht viel zu tun, sondern klingt mit seiner Mischung aus harten Gitarren und elektronischen Anleihen eher nach einem Marilyn Manson-Klon. Dazu passt auch die Stimme des Sängers. Da die Produktion astrein und die einzelnen Songs recht kurz sind, kann man sich das Ganze aber gut anhören, auch wenn es letztlich an Originalität mangelt. Mit „Love is Almost Perfect“ gibt es auch ein balladenartiges Stück auf der Scheibe, welches zusätzlich als Club-Mix enthalten ist. „Diese Welt“ ist der einzige deutschsprachige Song, der wie auch die Ballade „You Said“ und das poppige „Mermaid“ an dem rotzigen Gesang leidet, der irgendwie nicht ganz zu den Melodien und Gitarrenriffs passen will.

 

Alles in allem ganz nett, aber auch nichts besonderes. Besonders ist hingegen die Tatsache, dass interessierte Musikfreunde das komplette Album bei www.paywithoutmoney.com kostenlos als CD im Jewel-Case beziehen können. Das ist wirklich innovativ und ein Schlag ins Gesicht der Musikindustrie. Mit anderen Worten: Neugierige, die mal in ein gut produziertes, aber innovationsloses Album im Stil von Marilyn Manson reinhören möchten, können hier nichts falsch machen und haben auch nichts zu verlieren.     

 

Steve Palaser - www.sounds2move.de / 19.11.2009