Bif Naked „Superbeautyfulmonster“ / VÖ 19.05.2006

Meine Damen, meine Herren. Bitte begrüßen sie die nächste selbsternannte Rocksensation aus Kanada, die Europa im Sturm nehmen will. Nach dem zickigen „Skater Girl“ Avril Lavigne versucht jetzt Bif Naked ihr Glück. Das Rezept ist ein ähnliches denn auch Frau Nackig tritt zwar mit einer kompletten Band auf, wird aber dennoch gemeinhin als Solokünstlerin verstanden und dargestellt. Ganz so plump und wenig niveauvoll wie das gewählte Plattencover und der „Sex Sells“-Künstlername ist die Musik auf „Superbeautyfulmonster“ glücklicherweise nicht ausgefallen.

Flotte Rocker, die mal im Midtempo beheimatet sind und mal eher in Richtung Punkrock ausschlagen wechseln sich in schöner Regelmäßigkeit mit Balladen ab. Sonderlich kreativ ist das nicht und macht das Album somit leider ein bisschen Vorhersehbar. Ebenso vorhersehbar ist allerdings dass die Chancen der in Neu-Delhi geborenen Kanadierin nicht gerade schlecht stehen mit diesem Album die europäischen Charts und Musiksender zu knacken. Stimmlich vereinzelt an eine frühe Gwen Stefani erinnernd hat „Her Royal Bifness“ auf ihrem fünften Album eine deutlich höhere Hitdichte als beispielsweise die US-Kollegin Texas Terri und kommt dabei deutlich authentischer rüber als ihre Landsfrau Avril Lavigne. Das rockige „Abandonment“, das gar hausfrauenradiokompatible „Funeral of a good Girl“, die punkige Mitsingnummer „Let Down“ oder der garstige „The Question Song“ zeugen von einem Händchen für Melodien, Charthits und von musikalischer Substanz. Nach 10 Jahren im Geschäft und im Alter von 34 könnte man da doch eigentlich darauf verzichten sich lasziv und knapp bekleidet fürs eigene Cover ablichten zu lassen, oder? Aber jedem das sein, was auch für ihre strikte Staight-Edge-Philosophie und das Dasein als Veganerin gilt - frei nach dem Motto ‚Ich esse nichts, das einen Schatten wirft’. An einer Coverversion von „Nothing Else Matters“ kann man sich eigentlich nur die Finger verbrennen (außer man heißt Eicca Toppinen) und so kommt auch die Interpretation von Beth Torbert, wie Bif Naked abseits der Bühne heißt, nicht so recht in Wallung. Allerdings gehört die zweifelhafte Ehre des absoluten Tiefpunktes diesbezüglich weiterhin der bereits genannten Miss Lavigne für deren haarsträubende Coverversion von „Fuel“ beim „MTV Icon - Metallica“.

Auch wenn „Superbeautyfulmonster“ musikalisch nichts überwältigend neues offeriert wird diese Platte den Nerv des europäischen Marktes treffen und vielleicht sogar die eine oder andere lukrative Radiosingles abwerfen. Wiedersehen bei MTV, Viva und vielleicht sogar Bravo und Yam wahrscheinlich.

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 15.04.2006