Beyond Twilight "For the Love of Art and the Making" - Plattenkritik / VÖ 21.04.2006

Waren schon die beiden Vorgängerwerke "The Devil`s Hall of Fame" und "Section X" schon Ausgeburten an paranoiden und verstörenden Songideen, so übertrifft das neuste Beyond Twilight Werk jene nun aber bei weitem. Handelt es sich bei "For the Love of Art and the Making" doch nur um einen einzigen Song, mit einer Länge von 37 Minuten, der wiederum in 43 (!) Einzelteile aufgeteilt ist. Und um das Ganze auf die Spitze zu treiben, möchte Beyond Twilight Mastermind Finn Zierler den Hörer dazu anregen, jene 43 musikalischen Puzzlestücke per Shuffle-Funktion selber zu einem Ganzen zusammenzusetzen!

Das Finn Zierler ein ganz eigens musikalisches Verständnis hegt und pflegt, das sollte wohl hinlänglichst bekannt sein. Auch dass er dabei auf dem Schmalen Grad zwischen Genie und Wahnsinn wandelt, sollte hierbei keine überraschende Feststellung sein. Und mit "For the Love of Art and the Making" legt er nun ein Werk vor, für das ihn die einen Heilig sprechen werden, während die anderen wohl endgültig an seinem Verstand zweifeln werden. Dabei kann ich persönlich sowohl die einen wie auch die andere Seite vollkommen verstehen, da ich mir selber nicht sicher bin was ich von "For the Love of Art and the Making" halten soll. Denn auf der einen Seite hat Mr. Zierler und seine Mannschaft, die ausschließlich nur aus wahren Könnern besteht, ein musikalisches Klassewerk erschaffen das von Details und Feingesponnenen Nuancen nur so überquellt. Von wuchtigen Power Metal- oder lockern Jam-Einlagen, über symphonische Einschübe und ausufernden Chören, bis hin zum überzeugenden Gesang von Björn Jansson, der es hoffentlich länger als seine Vorgänger Jorn Lande (Masterplan) und Kelly Sundown Carpenter bei Beyond Twilight aushält, wird im Grunde nichts geringeres als pure Perfektion geboten. Aber auf der anderen Seite kratz man sich mehr als nur einmal verdutzt am Kopf, versucht den Sinn hinter dem Ganzen zu ergründen und wird währenddessen von der komplexen und oft auch kruden Klangwelt, die übrigens jede Eingängigkeit vermissen lässt, teilweise regelrecht erschlagen. Somit offenbart "For the Love of Art and the Making" dann auch seine gespaltene musikalische Persönlichkeit, die ins solch einer Form ihresgleichen sucht. Das ist auch der Grund, wieso wohl nur die wenigsten einen Zugang zu diesem Song finden werden, während der Rest ihn als sinnlose Aneinanderreihung von Genreübergreifenden Versatzstücken abtun wird.

Soll man "For the Love of Art and the Making" nun Lieben oder Hassen? Soll man diesen Song nun als Meisterwerk oder als Zeitverschwendung kategorisieren? Das sind Fragen, die ich mir beim anhören gestellt habe, und die ich bis jetzt nicht beantworten kann. Fakt ist, dass "For the Love of Art and the Making" handwerklich überragend gelungen ist, dass dieser Song den Hörer aufs äusserste fordert und dass jeder für sich selber entscheiden muss, ob er sich dieser Herausforderung stellen möchte.

Nando Rohner – www.sounds2move.de/ / 05.05.2006